Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung quält sich mit Spannungskopfschmerz oder Migräne. Kopfschmerzen sind die häufigste und die wirtschaftlich drittteuerste Erkrankung des Nervensystems – nach Demenz und Schlaganfall.

Neben den Schmerzen bedeutet dies meist eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität und eine stark verringerte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Der Griff zu Medikamenten ist daher verbreitet – allerdings oft verbunden mit dem Preis zahlreicher Nebenwirkungen. Wer zu wirksamen natürlichen Ansätzen greifen möchte, findet hier zwei aromatische Helfer, deren Wirkung mit Studien belegt ist.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Wie sich Kopfschmerzen vom Spannungstyp bemerkbar machen, welche Auslöser und Standardbehandlungen typisch sind – und welcher natürlicher Helfer genutzt werden kann
  • Was Migräne auszeichnet und wie die Standardbehandlung durch einen traditionell bekannten aromatischen Helfer ersetzt oder ergänzt werden kann
  • Ob eine erhöhte Wasseraufnahme, d.h. mehr trinken, gegen Kopfschmerzen hilft

Kopfschmerzen vom Spannungstyp

Spannungskopfschmerz: Vorkommen und Symptome

Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind die häufigste Art der Kopfschmerzen. Der Schmerz tritt beidseitig auf, ist leicht bis mittelschwer und fühlt sich drückend und einengend an. Routineaktivitäten verstärken diesen Kopfschmerztyp nicht. Im Gegensatz zur Migräne kommt es auch nicht zu Übelkeit.

Spannungskopfschmerz: Auslöser oder verstärkende Faktoren

Meist führen Stress, Infektionserkrankungen, Schlafmangel oder muskuläre Verspannungen zu Kopfschmerzen vom Spannungstyp.

Spannungskopfschmerz: Standard-Behandlung und Nebenwirkungen

Viele Kopfschmerz-Betroffene greifen in Selbstmedikation zu nicht-steroidalen Antirheumatika (Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen) und Paracetamol. Vorsicht: Die häufige oder gar regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln kann zur Verstärkung der Kopfschmerzhäufigkeit und Stärke führen. Als Nebenwirkungen können Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, Schädigung der Leber oder Nieren auftreten.

Pfefferminzöl: aromatischer Helfer bei Spannungskopfschmerz

Plinius der Ältere empfahl angeblich schon vor 2000 Jahren bei Kopfschmerzen das Auflegen von Pfefferminzblättern auf die Schläfen. Das Öl der Pfefferminze (Mentha piperita) wird traditionell seit Jahrhunderten aufgrund seiner schmerzstillenden Wirkung verwendet.

Pfefferminzöl aktiviert, wenn es verdünnt auf der Haut aufgetragen wird, die körpereigenen Systeme zur Schmerzlinderung:

  • Die Stimulation der Kälterezeptoren in der Haut führt zu einem kühlenden und schmerzstillenden Effekt
  • Die Hautkapillaren werden stärker durchblutet
  • Die Anspannung der perikranialen Muskulatur verringert sich

Pfefferminzöl wird verdünnt angewendet:

  • Selbst machen: 20 Tropfen ätherisches Pfefferminzöl (Bio-Qualität, 100% naturrein, z.B. von Primavera oder Taoasis aus Apotheke, Bio-Supermarkt, Reformhaus oder Onlineshops der Hersteller) auf 10 ml Basisöl geben (ca. 1 EL Olivenöl, Mandelöl, Avocadoöl oder Kokosöl)
  • Kaufen: als Präparat ist eine 10-prozentige alkoholische Pfefferminzlösung unter dem Namen „Euminz“ in Apotheken erhältlich

Die verdünnte Pfefferminzlösung wird auf Stirn und Schläfen aufgebracht und leicht einmassiert. Die schmerzlindernde Wirkung des Pfefferminzöls tritt nach ca. 15-30 Minuten ein.

In randomisierten, placebo-kontrollierten klinischen Studien wurde belegt, dass Pfefferminzöl als 10-prozentige ethanolische Lösung, die auf die Haut aufgetragen wird, vergleichbar schnell und ebenso wirksam ist wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Paracetamol. Dabei wurden, im Gegensatz zu den Medikamenten, bei Pfefferminzöl keine Schädigungen von Magen-Darm-Trakt, Leber oder Nieren beobachtet. Gelegentlich treten leichte Augenreizungen auf. Empfehlenswert ist dann, das Pfefferminzöl etwas stärker zu verdünnen.

Die Anwendung von verdünntem Pfefferminzöl ist bereits für Kinder ab sechs Jahren möglich und wirksam. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil laut des KiGGS-Gesundheitssurveys des Robert-Koch-Instituts 78% der 11-17-jährigen Kinder unter Kopfschmerzen leiden – und ein großer Teil von ihnen Schmerzmedikamente einnimmt.

Die schmerzstillende Wirkung von Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerz gilt als so gut belegt, dass sie zum Beispiel in die „Praxis-Leitlinie zu primären Kopfschmerzen“ der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin als Akut-Therapie aufgenommen wurde: „Die kutane Applikation von Pfefferminzöl (Oleum menthae piperitae) in 10%iger ethanolischer Lösung ist wirksam zur Behandlung des episodischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp. Die Wirkung ist der Einnahme von Paracetamol 1000mg oder Acetylsalicylsäure 1000mg ebenbürtig“ (DGS, Version 2015, S. 108).

Das sollte bei der Anwendung von Pfefferminzöl beachtet werden

  • Pfefferminzöl kann die Augen reizen, daher nicht in die Augen reiben, Hände gut waschen
  • Pfefferminzöl greift thermoplastische Kunststoffe wie Polystyrol und Plexiglas an. Vorsicht daher z.B. bei Computer-Tastaturen, Brillengestellen
  • Pfefferminzöl eignet sich nicht zur inneren Anwendung, bei Schwangeren, Säuglingen und Kindern unter 6 Jahren

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Migräne

Migräne: Vorkommen und Symptome

Migräne zählt zu den häufigsten Schmerzsyndromen und hat in der Bevölkerung eine Prävalenz (Häufigkeit) von ca. 12%. Migräne gilt als periodisch auftretende chronische neurologische Erkrankung mit Kopfschmerzen. Als weitere Symptome können Übelkeit, Muskelschmerzen und kognitive Einschränkungen auftreten. Die Auswirkungen reichen von minimalen Beeinträchtigungen im Alltag bis zu vollständiger Bettruhe.

Migräne: Auslöser und verstärkende Faktoren

Stress gilt als einer der entscheidenden Auslöser von Migräne. Als Ursache der Migräne wird diskutiert, dass ein Zyklus von starken Verengungen der Arterien stattfindet, die das Gehirn mit Blut und Nährstoffen versorgen. Auf diese Verengungen folgen schnelle Erweiterungen und neue Verengungen, welche die Nervenphysiologie und die Gehirnchemie aus der Balance bringen und zu entzündeten Blutgefäßen des Gehirns führen.

Migräne-Patienten haben oft eine starke spontane Verklumpung der gerinnungsfördernden Blutplättchen, sowohl während als auch zwischen den Migräne-Attacken.

Migräne: Standard-Behandlung und Nebenwirkungen

Migräne wird häufig mit Medikamenten (Substanzen) wie Ergotamin, Dihydroergotarmin, Iprazochrom, Pizotifen und Diazepam sowie nicht-steroidalen Entzündungshemmern (siehe Kopfschmerz-Medikamente) behandelt. Diese haben teilweise schädigende Nebeneffekte auf innere Organe, können abhängig machen und werden mit Vorsicht und nur über einen begrenzten Zeitraum verschrieben.

Ingwer: aromatischer Helfer bei Migräne

Traditionelle Behandlungsformen wie die Ayurvedische Medizin verwenden schon seit langer Zeit Kräuter und Gewürze zur Behandlung von Migräne, zum Beispiel Ingwer.

Ingwer reduziert Entzündungen und Blutplättchen-Aggregation, welche beide bei Migräne-Patienten auftreten. Zudem wirkt Ingwer gegen Übelkeit, Schmerzen und Anspannung – welche neben Kopfschmerzen oft typische Symptom bei Migräne sind (Bhatt 2013).

In klinischen Studien (randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert) wurde untersucht, welche Wirkung Ingwer in der Therapie von Migräne hat:

  • Ingwerpulver führt zu einer 44%igen Linderung aller Kopfschmerz-Attacken zwei Stunden nach der Anwendung und ist vergleichbar in der Wirkung mit dem Arzneistoff Sumatriptan (Maghbooli 2014)
  • Ingwer-Extrakt (5% aktiver Inhaltsstoff) zeigt bei gleichzeitiger Gabe eines Medikaments (Ketoprofen) nach einer Stunde, 1,5 und zwei Stunden eine signifikante Verbesserung im Vergleich mit Placebo. Ingwer reduziert den Schmerz und verbessert den funktionalen Status (Martins 2019).

Ingwer wirkt krampflösend, schmerzstillend, antientzündlich und durchblutungsförderlich.
Ingwer und seine Stoffwechselprodukte greifen in den Metabolismus der Arachidonsäure ein (Cyclooxygenasen, Lipoxygenasen) und verringern so Schmerz und Entzündungen. Ebenfalls antientzündlich könnte die Hemmung von Genen sein, die für die Histaminausschüttung verantwortlich sind und von Genen, die Cytokine bilden. Zusätzlich kann Ingwer die Calciumausschüttung und die damit verbundene Freisetzung des Entzündungsmediators CGRP verringern (Slavin 2016).

Basierend auf den Studien werden ca. 0,3-0,5 Gramm (TL-Spitze bis 0,5 Teelöffel) Ingwerpulver zu Beginn einer Migräne-Attacke empfohlen bzw. bei Bedarf alle 30 Minuten zu Beginn einer visuellen Aura. Erfahrungswerte gehen davon aus, dass insgesamt nicht mehr als 2-4 Gramm Ingwerpulver pro Tag eingenommen werden sollten.
Das Ingwerpulver wird meist in warmes oder heißes Wasser eingerührt und wie ein Ingwertee getrunken. Bei entzündlichen Erkrankungen, wie Migräne, hat sich bewährt Ingwerpulver statt frischem Ingwer zu verwenden. Achten Sie beim Kauf auf hochwertiges, ungeschwefeltes Bio-Pulver.

Das sollte bei der Anwendung von Ingwer beachtet werden

Ingwer ist nach aktuellem Stand des Wissens gut verträglich. Folgende Personenkreise sollten Ingwer in höheren Konzentrationen jedoch nur nach Rücksprache mit einem behandelnden Mediziner verwenden:

  • Schwangere, Stillende
  • Menschen mit Gallensteinen
  • Menschen, die Blutgerinnungshemmer (Blutverdünner) einnehmen, dazu zählt auch Aspirin
  • Menschen mit empfindlicher Magenschleimhaut
  • Diabetiker (Ingwer wirkt blutzuckersenkend)
  • Menschen mit niedrigem Blutdruck bzw. Medikamenten zur Regulation des Blutdrucks (Ingwer wirkt blutdrucksenkend)
  • Kinder unter 2 Jahren

Foto: 111746508, www.123rf.com

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Hilft Wasser trinken bei Kopfschmerzen und Migräne?

Immer wieder wird diskutiert, ob Wassermangel durch zu weniges Trinken eine Ursache für Kopfschmerzen oder Migräne sein kann. Die Studienlage dazu ist begrenzt.

Eine zweiwöchige Pilotstudie bei erwachsenen Migränepatienten zeigte, dass sich die Anzahl der Stunden mit Kopfschmerzen durch die zusätzliche Aufnahme von 1,5 Litern Wasser am Tag reduziert (im Vergleich mit Placebo). Eine größere Interventionsstudie zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung von 4,5 Punkten auf der Migräne-spezifischen Lebensqualitäts-Skala und fast die Hälfte der Gruppe, die 1,5 Liter Wasser am Tag zusätzlich aufnahm, berichtete von Verbesserungen der Kopfschmerzen (ein Viertel in der Kontrollgruppe) (Liska et al. 2019).

Auch wenn bislang nur wenige Studien zur Wirkung von Wasser auf Kopfschmerz und Migräne vorhanden sind, ist wahrscheinlich, dass sich eine erhöhte Wasseraufnahme positiv auswirkt. Dafür kann man natürlich auch zu einem Pfefferminztee, Ingwer-Minz-Tee oder anderen Kräutertee greifen.

Übrigens: Waldluft wirkt sich ebenfalls positiv bei Kopfschmerzen aus: Sie senkt Stresshormone und Entzündungen, fördert die Durchblutung. Wenn Sie keine Zeit oder Gelegenheit haben in den Wald zu gehen, dann schauen Sie doch mal in den Artikel zum Thema „Waldbaden“ hinein (hier klicken) oder in den Onlinekurs Waldbaden: Grüne Kraftpakete für zu Hause und im Büro (hier klicken).

Ich wünsche Ihnen einen stets klaren, entspannten Kopf!

Tipp: Im E-Book „Kopfschmerzen und Migräne: Die besten Kräuter, Gewürze und andere natürliche Helfer“ finden auf 46 Seiten ausführliche, studienbasierte Methoden zur Selbstbehandlung. Inklusive Quick-Start-Guide, Verwendungshinweisen, Mischtabellen für Anti-Kopfschmerzöle, Raum- und Kissensprays, Literaturverzeichnis mit Studien und Fachliteratur – und vieles mehr.

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Foto: 13853788, www.123rf.com

Fotomontage: Sabine Paul

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