ADHS, Autismus und Ernährung

Herzlich willkommen und ein bisschen was zu mir…

Zum Einstieg möchte ich Sie gerne persönlich im Video begrüßen und kurz darüber berichten, warum ich einen Onlinekurs zu ADHS, Autismus und Ernährung anbiete.

Gleich neben dem Begrüßungsvideo finden Sie eine Checkliste mit den Kursinhalten in komprimierter Form zum Herunterladen.

Checkliste: Ernährung bei ADHS und Autismus

Für den Schnelleinstieg: Laden Sie sich hier die Zusammenfassung der Kursinhalte herunter. Es ist ein Überblick und eine ausführliche Checkliste zu förderlicher und potenziell nicht empfehlenswerter Ernährung bei ADHS und Autismus.

1. Zappelphilipp, Träumsuse und Autisten – nicht immer sind die Gene „schuld“

Gene, Umwelt, Ernährung – die vielen möglichen Ursachen von Autismus und AD(H)S: Wir werfen einen Blick auf die Einflussfaktoren, inklusive einer besonderen Betrachtungsweise.

2. Gehirnbotenstoffe: Warum die Ernährung so wichtig ist

Hier erfahren Sie, was das Gehirn braucht, damit die Gehirnbotenstoffe optimal funktionieren. Dabei spielen bestimmte Nährstoffe, die der Körper nicht selbst produzieren kann, eine wichtige Rolle.

Nutzen Sie schon gleich die kleine Rezeptsammlung zum Losstarten. Und falls Sie sich fragen, wo Sie bestimmte Zutaten in guter Qualität finden, gibt es in der Empfehlungsliste passende Tipps.

Rezeptsammlung: Einige Inspirationen

Hier finden Sie einige Rezepte für die Umsetzung der gehirnförderlichen Ernährung.
Die Bedeutung einiger Zutaten erfahren Sie in den nächsten Inhaltseinheiten.

Tipps, Links: Gute Einkaufsquellen

Auf dieser Seite liste ich gute Einkaufsquellen – aus Überzeugung (keine finanzielle Beteiligung!).
Schauen Sie regelmäßig nach, die Liste wird immer wieder aktualisiert und erweitert.

3. Die Darm-Hirn-Achse

Warum Darmbakterien ins Gehirn funken können und welche Ernährung hilft… Spannendes zum „zweiten Gehirn“ und wir es gut versorgen können.

Microgreens: Leitfaden zum Anbau und Wirkung

Kleines E-Book mit Praxis-Infos und Studienergebnissen zur Wirkung von Microgreens.

Artikel: Blaubeeren – Welche bringen Ihr Gehirn auf Trab?

NervenPower-Artikel zu Blaubeeren, ihrer Wirkung aufs Gehirn und mit zusätzlichen Praxistipps für den Kauf

Artikel: Cranberrys fürs Gehirn

NervenPower-Artikel zu Cranberries, ihrer Wirkung aufs Gehirn und worauf bei der Anwendung geachtet werden sollte

Artikel: Rote Beeren und Kakao – die besondere Mischung fürs Gehirn

NervenPower-Artikel zur Synergie bester Gehirnwirkung, wenn Beeren und Kakao kombiniert werden.

4. Störenfriede in der Nahrung – und Alternativen

Zusatzstoffe, Milch und Gluten unter der Lupe: Störfaktoren können die Erfolge, die eine gute Ernährung erreichen kann, ganz schnell wieder zunichte machen. In diesem Abschnitt geht daher um die drei wichtigsten Störfaktoren bei ADHS/Autismus: Zusatzstoffe, Milch und Gluten.

Teil 1: Zusatzstoffe:Die Rolle von Nanopartikeln, Farbstoffen, Emulgatoren

Natürliche Farbstoffe: Ernährung kann gesund bunt sein

Checkliste für köstliche und schön bunt färbende Zutaten.

Teil 2: Milch und Gluten – und gute Alternativen

Glutenfrei: Geniales Brainfood: Infos zum Onlinekurs

Für alle, die richtig köstliche glutenfreie Rezepte verwenden wollen – und noch mehr Infos, Tipps, Tricks zu Thema „glutenfrei“ wünschen.

Einkaufsquellen A2-Milch

A2-Milch kommt von bestimmten Kuhrassen, Schaf, Ziege, Büffel, Kamel (und Yak)

5. Ätherische Öle, Kräuter, Gewürze: Gehirnbooster speziell bei ADHS und Autismus

Die bioaktiven Substanzen einiger Nahrungsmittel bewirken erstaunliche Effekte im Gehirn. Welche Rolle ätherische Öle, Kräuter und Gewürze spielen und wie sie gezielt eingesetzt werden können ist das Thema in diesem Abschnitt.

Düfte einsetzen: Rezepturen und Anwendung

In diesem Überblick sind ein paar Anwendungen für ein lernförderliches Raumspray, ein Massageöl für besseren Schlaf und Kissensprays (auch für unterwegs) zu finden.

Hier finden Sie die Zutaten aus dem Vortrag:

Bonus: Über den Tellerrand hinaus…

Zusätzlich zur Ernährung spielen weitere Faktoren eine Rolle, wenn es um ADHS, ADS und Autismus geht:

  1. Bewegung: weitere Infos finden Sie unten (klicken Sie auf das „Pluszeichen“)
  2. Ausgleichende Wirkung der Natur: weitere Infos finden Sie unten (klicken Sie auf das „Pluszeichen“)

Außerdem:

  • Kommunikation, die Belohnungsbotenstoffe freisetzt

In zukünftigen Aktualisierungen in diesem Kurs werden Sie auch zu diesem Punkt Tipps erhalten.
Wenn Sie sofort informiert werden möchten, empfehle ich Ihnen die „NervenPower-Post“ kostenfrei zu abonnieren. In diesem Newsletter (zur Anmeldung hier klicken) erfahren Sie umgehend, wenn es eine Aktualisierung in diesem Kurs gibt.

Kinder sind von Natur aus auf Bewegung angelegt: Sie müssen ihre Bewegungsabläufe trainieren und kontinuierlich an den sich ständig verändernden Körperbau und an ihre Umgebung anpassen. In den ersten fünfzehn bis zwanzig Lebensjahren reift das Zentralnervensystem, wachsen die Muskeln und das Skelettsystem, Körpergewicht und Größe nehmen zu, die Proportionen zwischen Rumpf und Extremitäten verändern sich ständig. Deshalb müssen Seh-, Gleichgewichts- und Tastsinn immer wieder in Übereinstimmung gebracht und Bewegungsabläufe im dreidimensionalen Raum bis in die Pubertät hinein trainiert werden,  z.B. durch Ballspiele, Springen, Balancieren, Werfen, Fahrradfahren, Schwimmen, etc. Für die körperliche Entwicklung von Kindern ist also eine ausgeprägte motorische Aktivität notwendig.

Große Bewegungsaktivität ist auch Voraussetzung für die geistige Entwicklung und das Erkundungsverhalten, denn konkrete Erfahrungen mit Gegenständen aus der Umwelt bestimmen das Denken: Über den Einsatz der Motorik „be-greifen“ Kinder, was geschieht und entwickeln darüber ein Verständnis für kausale Zusammenhänge.

Auch für die emotionale Entwicklung ist die Motorik von großer Bedeutung: Kinder drücken ihre Befindlichkeit stark über Gesten und Bewegungsabläufe aus und spiegeln so ihr Temperament und ihre Persönlichkeit. Gleichzeitig dient die Bewegung der Möglichkeit, Kräfte zu messen und den Umgang mit Aggressionen und das Einüben von Gruppenregeln wie Fairness zu trainieren, d.h. sie ist wichtig für die soziale Entwicklung. Die Möglichkeit, sich ausreichend austoben zu können, ist deshalb gerade für Jungen, die den Großteil der ADHS-Fälle ausmachen, von besonderer Bedeutung (Eaton et al. 2001; Largo/Beglinger 2010, S. 124-127; Fischer 2007, S. 34).

Die motorische Aktivität nimmt in den ersten Lebensjahren stark zu, erreicht im frühen Schulalter ein Maximum und nimmt mit der Pubertät wieder ab.  Mit sieben bis neun Jahren sind Kinder am bewegungsfreudigsten – später als es meist erwartet wird und interessanterweise genau in dem Zeitfenster, in dem viele ADHS-Diagnosen gestellt werden. Jungen sind in jedem Alter motorisch aktiver als Mädchen. Es gibt aber auch große individuelle Unterschiede, wie häufig sich Kinder bewegen: Diejenigen mit einem großen Bewegungsdrang sind etwa dreimal so aktiv wie jene, die sich wenig bewegen (Eaton et al. 2001, Largo/Beglinger 2010, S. 129-135).

Was ist die natürliche Bewegungsaktivität der Menschen? Es ist die stundenlange Bewegung im Freien: Gehen, sprinten, dauerlaufen, anschleichen, klettern, balancieren, kriechen, springen, stemmen, ziehen, tragen…, das alles auf unebenem Boden, manchmal an Ufern, oft in verschiedenen Höhenlagen, bei allen Witterungsbedingungen. Die Bewegungsformen in den Jäger-und-Sammler-Gruppen waren vielfältig und bestimmten einen Großteil des Tagesablaufs von Kindern und Erwachsenen. Daran haben sich im Lauf der Evolution Skelett, Muskulatur, Sinneswahrnehmung und Bewegungsabläufe angepasst.

Auch nach der Sesshaftwerdung vor ca. 10.000 Jahren bis zum Beginn der Industriellen Revolution vor etwa 180 Jahren konnten die meisten Kinder ihren Bewegungsdrang im Freien ausleben – in Wäldern, Wiesen, Höfen, Gärten, auf Fahrrädern, Rollschuhen, Schlittschuhen, beim Seifenkistenrennen, Fußballspiel oder Steine werfen. Das Spielen im Freien erlaubte viele Sinneserfahrungen im dreidimensionalen Raum über Augen, Ohren, Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn und war häufig eingebunden in die Aktivitäten einer sozialen Gruppe.

Bewegungsbremsen im Alltag

Heute haben Kinder ihre Spielflächen im Freien weitgehend verloren und leben vorwiegend in geschlossenen Räumen. Eltern, Nachbarn und Lehrer erwarten oft, dass sie dort motorisch unauffällig und ruhig sind. Ausgeprägte Bewegungen und laute Geräusche durch Rufen, Springen und Rennen werden oft als störend empfunden und körperliche Aggression stößt auf Ablehnung – sie wird aus den engen Wohnungen und auch aus dem Schulalltag möglichst verbannt.

Aber entspricht diese bewegungslose Scheinruhe einer entwicklungsgerechten Lebensweise? Der Kinderarzt und Entwicklungs-Experte Remo H. Largo hat im Zusammenhang mit AD(H)S pointiert formuliert: „Man muss sich ernsthaft fragen, ob der Zwang, eine Schulstunde lang ruhig und aufrecht auf einem Stuhl zu sitzen, nicht eine Form von Folter darstellt – zumindest für einen Teil der Kinder.“ (Largo/Beglinger 2010, S. 125-126). Man könnte diese Frage auch auf die Wohn- und Lebenssituation vieler Kinder übertragen und man sollte sie auch für das von Auto, Schreibtisch und Couch geprägte Leben der Erwachsenen stellen.

Der Anteil der Kinder, die bei den Einschulungsuntersuchungen Koordinationsstörungen zeigen, nimmt zu. Auch können immer weniger Drittklässer eine halbe Stunde auf dem Fahrrad sitzen, um die Fahrradführerschein-Prüfung abzulegen. Lehrer klagen, dass viele Schüler mit ihrem Stuhl kippeln, mit Stiften und Haaren spielen oder darauf herum kauen und ständig wechselnde Sitzhaltungen einnehmen (Breithecker 2002). Gleichzeitig versuchen Eltern mit Rhythmik- und Tanzunterricht, Ergo- oder Bewegungstherapie, einen Ausgleich zu den Bewegungsdefiziten in der Schule (kaum Sportunterricht, kaum Bewegung im Unterricht und in den Pausen) und zu Hause herzustellen.

Interessanterweise zeigen Kinder heute zwar ein verstärktes Sportengagement im Vergleich zu einem Zeitraum vor 25 Jahren, aber zugleich ist die körperliche Leistungsfähigkeit deutlich gesunken, vor allem bei der Laufausdauer und der Beweglichkeit. Offensichtlich können die wöchentlichen Aktivitäten im Sportverein die fehlende Alltagsmotorik nicht kompensieren (Bös 2003). Die KiGGS-Studie zur Untersuchung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zeigt, dass sich etwa ein Viertel der Kinder zwischen 3 und 10 Jahren weniger als einmal in der Woche sportlich betätigt, jedes achte Kind macht nie Sport (Lampert et al. 2007). Es wäre effektiver, gesünder und für die Kinder sicher mit mehr Spaß verbunden, von frühem Alter an im Wald zu spielen, auf Feldwegen zu toben oder an Teichen auf Entdeckungsreisen zu gehen – und in der Schule umfangreiche Bewegungsmöglichkeiten zu haben.

Wie hilfreich bewegtes Sitzen und zusätzliche Bewegungsaktivität in Pausen und Unterricht sind, zeigt eine Studie zum Konzentrationsvermögen von drei Schulklassen mit A) normalem Unterricht, B) zusätzlichem Bewegungsangebot in den Pausen und C) zusätzlichem Bewegungsangebot in den Pausen, ergonomischen Sitzgelegenheiten und Rhythmisierung des Unterrichts. Während Gesamtleistung, Konzentration und Arbeitstempo in Klasse A in typischer Weise von der ersten zur fünften Unterrichtsstunde stark abfallen (ca. 40%), steigern sie sich leicht bei Klasse B (über 10%) und deutlich bei Klasse C (mehr als 50%). Konzentration und Leistungsfähigkeit in der Schule sind also durch erhöhte Bewegungsmöglichkeiten eindeutig zu verbessern (Breithecker 2002), zudem wird ein positiver Einfluss auf die Sprachentwicklung, die Gewichtsregulation und das Selbstwertgefühl gesehen, die bis ins Erwachsenenalter anhalten (dsj 2008).

Kinder brauchen Bewegung – im Freien

Greifen wir noch einmal die Erkenntnisse zum Dopaminrezeptor DRD4.7 und zur Notwendigkeit von Bewegung für alle Kinder auf: Sehr aktive Bewegungsmuster im Grundschulalter sind normal und notwendig für die körperliche, geistige, emotionale und soziale Entwicklung. Der Bewegungsdrang kann besonders stark ausgeprägt sein, dies ist vor allem bei Jungen oder bei Kindern zu beobachten, die noch Reifezeit für die Entwicklung des abstrakten Denkens benötigen. Aggressivitätsregulation und Sozialkompetenz werden bei allen Kindern durch aktive Bewegung gefördert.

Schnelle Bewegungen wiederum sind mit Aufmerksamkeitsverschiebungen verbunden – das wird oft fälschlich als ADHS interpretiert. Besonders Kinder mit der DRD4.7-Dopaminrezeptorvariante sind auf schnelle und häufige Bewegung, umherschweifende Aufmerksamkeit, Aggressivität und Erkundungsverhalten programmiert. Bei ihnen könnte es besonders kritisch sein, wenn ausreichende Bewegungsmöglichkeiten fehlen.

Wenn Bewegung so zentral für die gesunde Entwicklung aller Kinder und insbesondere der AD(H)S-Kinder ist, liegt hier ein wirksamer Hebel, um sie unabhängig von Psychostimulanzien zu fördern. Aber es geht dabei nicht nur um Bewegung an sich. Von großer Bedeutung für die Nervenzellen ist auch eine ausreichende Sauerstoffversorgung, denn das Gehirn verbraucht je nach Aktivitätszustand zwischen 20% (Ruhezustand) und 50% (hohe Gehirnaktivität) des Sauerstoffbedarfs (Sinn 2008, Kunsch 1997). Eine gute Sauerstoffzufuhr ist vor allem dann möglich, wenn man sich im Freien ausgiebig bewegt.

Der Aufenthalt im Freien hat noch einen zweiten wichtigen Effekt: Den positiven Einfluss des Tageslichts auf den Schlaf-Wach-Rhythmus. Aus dem Neurotransmitter Serotonin wird im Darm und in der Netzhaut das Schlafhormon Melatonin gebildet und dann bei Dunkelheit freigesetzt. Bei fehlendem Tageslicht, d.h. im Winter oder bei überwiegendem Aufenthalt in geschlossenen Räumen, bleibt der Melatoninspiegel im Blut auch tagsüber erhöht und führt zu Müdigkeit und Schlafstörungen. Damit fehlt der erholsame Schlaf, der wichtig ist für Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung. Durch regelmäßigen Aufenthalt im Tageslicht wird die Melatoninmenge so reguliert, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus positiv unterstützt wird und damit Konzentration und Lernleistung erhalten bleiben.

Die Schlussfolgerung ist eindeutig: Kinder, vor allem AD(H)S-Kinder, brauchen sehr viel Bewegung – und das am besten im Freien bei Tageslicht.

Was bedeutet dies für den Schulalltag? Schlicht: Bewegung, Bewegung, Bewegung – und das nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch so viel wie möglich draußen im Tageslicht.
Es gibt bereits sei einigen Jahren Ansätze, mehr Bewegung im Unterricht und den Pausen zu schaffen. Das Programm „Bewegte Schule“ kann anhand erster Untersuchungen zeigen, dass dies einen positiven Effekt auf die Konzentration und Leistungsfähigkeit aller Kinder hat. Dabei kann man verschiedene  Bereiche unterscheiden:

An Bewegung angepasste Räumlichkeiten und angepasstes Mobiliar:

  • Sitzbänke mit höhenverstellbaren und neigbaren Tischplatten
  • zusätzliche Stehpulte
  • Stühle, die ergonomisches und dynamisches Sitzen ermöglichen
  • kleinere Klassenstärken und ausreichend große Klassenräume

Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass dies nur Hilfsmittel sind, keine optimalen Lösungen. Sie entsprechen etwa dem Ansatz der Bodenhaltung bei Legehennen, wenn zusätzliche Stangen in Volierenform eingebaut werden, damit etwas mehr Bewegungsmöglichkeit gegeben ist. Aber dies ersetzt nicht die ausdauernde Bewegung im Tageslicht.

Lernerfahrung in Bewegung:

  • Bewegungsgeschichten, Bewegungsspiele, Bewegungspausen
  • Sinnliche Erfahrung der Lerninhalte, z.B. Multiplizieren und Dividieren werden mit körperlicher Bewegung vermittelt
  • Lernstationen – für interaktive und praktische Lernerfahrung
  • Zusätzliche Verbindung von Sporteinheiten mit anderen Lerninhalten, so dass der Anteil des Sports erhöht wird: z.B. Vokabellernen auf einer Wanderung
  • Wechsel der Unterrichtsmethoden: Sitz- und Stehkreis, Klassendienste, Wechsel der Unterrichtsorte, etc.

Bewegung in den Pausen und auf dem Schulgelände:

  • Bewegungsspielbereich: vor allem im Freien, aber auch im Innenbereich
  • Bewegungsparcours (vergleichbar mit modernen Trimm-dich-Pfaden) oder Bewegungsstationen mit reizvollen Spielgeräten, Spielfeldern, Kletter- und Hangelgelegenheiten, angegliedert an die Sportanlagen, verbunden mit Lernstationen
  • Rasenflächen für Spiel und Sport: Fußball, Volleyball, Federball, Tischtennis, Minigolf, etc.

Bei Ganztagsschulen besteht die Gefahr, dass selbst in hochwertiger Umsetzung viele Angebote auf Innenraumbeschäftigung ausgelegt sind: Hausaufgabenbetreuung, Cafeteria, Bibliothek, Clubraum, Spielothek, Kurs- und Arbeitsgemeinschaften (Sadigh 2010). Daher sollte bei der Umwandlung einer Schule in eine Ganztagsschule, bei einer Renovierung oder dem Neubau darauf geachtet werden, dass auch ausreichend Bewegungsangebote im Freien zur Verfügung stehen.

Ein Gedanke sei an dieser Stelle ergänzt: Vor allem mit dem Besuch von Ganztagsschulen ist oft eine mäßige bis schlechte Ernährung gekoppelt. Keine oder eine auf Fastfood ausgelegte Cafeteria, der Pizzawagen auf dem Hof, der Besuch von angrenzenden Schnellrestaurants, etc. sind eher die Regel als die Ausnahme und führen zusätzlich zum Bewegungsmangel zu einer schlechten Nährstoffversorgung – mit den schon beschriebenen negativen Folgen.

Auch für zu Hause gilt: Maximale Bewegung – möglichst oft im Freien bei Tageslicht. Dass das wöchentliche Training in einem Sportverein nicht ausreichend ist, versteht sich mit Blick auf die Jäger-und-Sammler-Lebensweise von selbst: Zum einen ist dies zeitlich zu wenig, zum anderen handelt es sich meist um Sportarten, die Grob- und Feinmotorik, Regeln und Rituale trainieren, Körperkoordination und Kraftdosierung fördern (z.B. Judo), oder Wahrnehmung, Konzentration, Ausdauer und Motorik trainieren (Schwimmen, Yoga). Sie finden aber in der Regel in geschlossenen Hallen ohne direktes Tageslicht statt.
Jede Möglichkeit im Alltag möglichst häufig in Bewegung zu sein, sollte genutzt und gefördert werden: zu Fuß einkaufen, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, im Freien spielen, den Müll zum Mülleimer tragen, den Hund spazieren führen, einen Schneemann bauen, Schlittenfahren, Inlinern, Einrad fahren, gemeinsam joggen, regelmäßige Radausflüge und Wanderungen am Wochenende und im Urlaub – der Fantasie und den Gelegenheiten sind fast keine Grenzen gesetzt, wenn das Augenmerk auf die Suche nach Bewegungsmöglichkeiten im Freien gerichtet wird.

Das Leben in Städten kann die Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit reduzieren – der Aufenthalt in einer naturnahen Umgebung hingegen ist hilfreich, um nachlassende Aufmerksamkeit wieder zu regenerieren.
Dies zeigen Forschungsergebnisse seit Mitte der 1990er Jahre (Kaplan 1995, Berman et al. 2008). Intuitiv werden diese Erkenntnisse schon lange genutzt: Sanatorien liegen in der Regel in schönen Landstrichen, Patienten mit Blick auf die Landschaft genesen schneller, Büroangestellte versuchen in den Mittagspausen in einen nahegelegenen Park zu gehen, der Erholung dienende Urlaubsziele werden nicht als Städtereisen sondern meist in freier Natur gewählt: an Seen, in Wäldern, auf Bergtouren, im Campingurlaub, etc.

Die Konzentration auf bestimmte Reize (= gerichtete Aufmerksamkeit) ist sehr wichtig – sie ist aber nur begrenzt möglich. Evolutionär gesehen ist es sinnvoll, dass die gerichtete Aufmerksamkeit in einer gefährlichen Umgebung schnell nachlässt, denn die Aufmerksamkeitsspanne sollte sich möglichst kurz auf eine Sache fixieren, damit wieder neue Gefahrenquellen ins Visier genommen werden können. Dies gilt auch in einer modernen Stadt, z.B. um herannahende Autos, vorbeischießende Radfahrer, von Baugerüsten herunterfallende Gegenstände, etc. rechtzeitig zu erkennen und darauf reagieren zu können.

Anders als in einer natürlichen Umgebung erschöpft sich die gerichtete Aufmerksamkeit in urbanen Lebenssituationen relativ schnell – und hat kaum Regenerationsmöglichkeiten.

Der Aufenthalt in der Natur hingegen vermittelt Reize, die weniger gerichtete Aufmerksamkeit brauchen – und ermöglicht eine Wiederherstellung der Konzentrations- und der Merkfähigkeit. Nach ca. 20-50 Minuten in der Natur ist die Konzentrationsfähigkeit deutlich verbessert. Ruhe allein genügt allerdings für diesen Effekt nicht – es müssen Elemente, die aus der natürlichen Umgebung bekannt sind (Bäume, Grünflächen, Flüsse, Seen, Berge, Wiesen, etc.), dabei visuell wahrgenommen werden (Kaplan 1995, Berman/Jonides/Kaplan 2008, Anonymous 2010).

Welche Anwendungsmöglichkeiten bieten sich im Zusammenhang mit AD(H)S und Autismus an?

  • Idealerweise sollten AD(H)S-Betroffene so viel Zeit wie möglich in der Natur verbringen: als Wohnort, Ausflugsziel, Urlaubsumgebung.
  • Häufig werden auch Abenteuercamps für Kinder angeboten oder lassen sich organisieren: z.B. ‚Überlebenstraining’ im nahen Wildpark. Die Erfahrung, wie man mit Hilfe einer Socke, Laub, Moos und Kieselsteinen frisches Wasser gewinnen kann, wie man Markierungen legt, um sich nicht zu verlaufen, auf welche Weise man Wildschweinen möglichst gefahrlos begegnet oder sich am besten vor Zeckenbefall schützt, begeistert viele Kinder – und vermittelt zugleich eine Vielzahl von Reizen, die gerade AD(H)S-Betroffenen zugute kommt. Auch wenn für sie eine hohe Zahl an Umgebungsreizen scheinbar willkommen ist, da sie der schnellen Reizverarbeitung entgegen kommen, können sich die Konzentrationsfähigkeit und die Gedächtnisleistung in städtischer Umgebung bzw. beim Fernsehen oder bei Video- und Computerspielen nicht gut regenerieren – in natürlicher Umgebung hingegen schon (Jensen 1997).

Es kommt also nicht darauf an, eine Umgebung mit vielen Reizen zu vermeiden – sondern die richtige, reizvolle Umgebung zu finden und zu nutzen.

  • In der Wohnung, aber ebenso in der Schule helfen Ruheräume und Rückzugsmöglichkeiten dann, wenn aus ihnen heraus ein Blick auf die Natur möglich ist – notfalls auch nur auf Naturmotive (über Bilder, etc.).

Die Gedächtnis- bzw. Erinnerungsleistung wird auch stark durch den Schlaf bestimmt. Während des Schlafs werden neue Informationen in das Wissensnetzwerk integriert und das gesamte System neu strukturiert. Dabei werden auch emotionale Bewertungen mit verarbeitet. So entstehen „über Nacht“ neue, kreative Ideen. Umso bedeutsamer ist daher ein ausreichender und ununterbrochener Schlaf für AD(H)S-Kinder – man denke an dieser Stelle noch einmal an die negativen Effekte der Schlafapnoe auf Lernfähigkeit und Konzentration.

Schlaf ist nicht einfach ein Ruhezustand in dem nichts geschieht, sondern ein sehr aktiver Zeitraum für die Restrukturierung des Gehirns, der notwendig ist für Informationsverarbeitung, Bewertung von Ereignissen, Gedächtnisleistung und Kreativität (Diekelmann/Born 2010; Payne/Kensinger 2010).  Yoga und Meditationsarten, die auf innere Achtsamkeit gerichtet sind, lassen ebenfalls Erholung und Restrukturierung der Nervenzellen zu. So fördern auch sie die Aufmerksamkeit (Lazar et al. 2005).

An dieser Stelle sei noch mal an die Bewegung im Tageslicht erinnert, die den Schlaf-Wachrhythmus ausbalanciert und so eine wichtige Komponente für einen erholsamen Schlaf darstellt.

„Pseudo-AD(H)S“

Andere Ursachen als Veränderungen in der Biochemie der Gehirnbotenstoffe können ebenfalls Symptome bewirken, die als ADHS, ADS oder Autismus interpretiert (und fehldiagnostiziert) werden.
Meine Empfehlung: Klären Sie ab, ob diese Ursachen vorliegen. Denn Psychopharmaka helfen hier nicht weiter – und auch die Ernährung hat kaum eine Wirkung.

  • Auditive und/oder visuelle Wahrnehmungsstörungen
  • Schlaf-Apnoe
  • KiSS-Syndrom

Organische Störungen, die einer AD(H)S-Symptomatik ähneln, sind visuelle und auditive Wahrnehmungsstörungen. Sie werden bei klassischen Einschulungsuntersuchungen nicht bemerkt, da dort nur die Funktion jedes einzelnen Ohrs oder Auges getestet wird, nicht deren Interaktion. Visuelle oder auditive Wahrnehmungsstörungen treten dann auf, wenn die Informationen, die aus den paarig angelegten Sinnesorganen Auge und Ohr kommen, nicht korrekt abgeglichen werden können.

Die Augen führen für ein scharfes und fokussiertes Sehen ständig Blicksprünge aus, denn nur was in der Mitte der Netzhaut abgebildet wird, kann scharf und mit hohem Kontrast gesehen werden. Die Augen rastern daher die Umgebung mit ca. drei bis fünf Blicksprüngen pro Sekunde ab (Fischer 2007, S. 45). Die unterschiedlichen Informationen beider Augen werden im Gehirn in bestimmten Arealen verrechnet. Bei visuellen Wahrnehmungsstörungen zeigen diese Bereiche oft eine schwache Vernetzung. Etwa 30-45 Prozent aller Kinder mit AD(H)S und Lernschwächen zeigen Probleme in der Blicksteuerung (Fischer 2007, S. 166). Sie können sich nicht gut auf Buchstaben und Zahlen konzentrieren – das fokussierte Lesen von Texten ist daher nicht länger als wenige Sekunden möglich und kann auch nicht durch vermehrtes Lesen oder Schreiben verbessert werden. Allerdings ist nach einer speziellen Diagnostik ein Training der Informationsverarbeitung mit speziellen Brillen und Trainingsprogrammen möglich (Freiburger Blicklabor und Blickmobile in Deutschland).

Eine ähnliche Problematik stellt die Informationsverarbeitung der Ohren dar. Beide Ohren müssen Lautstärken und Tonhöhen unterscheiden, kurze Lücken zwischen zwei Tönen erkennen, zwei aufeinanderfolgenden Töne noch unterscheiden und die Seitenordnung leisten, d.h. erkennen, ob ein Ton zuerst von rechts oder links kommt. Diese fünf Bereiche der elementaren Hörunterscheidung (sprachfreies Hören) sind erst mit ca. 20 Jahren vollständig ausgebildet und auf Erwachsenenniveau. Dabei können in jedem Alter verschiedene Bereiche unterschiedlich gut ausgebildet sein – die Streuung der Werte ist erheblich (Fischer 2007, S. 64-76). Bei etwa 10-15% der Kinder mit AD(H)S und Lernschwierigkeiten findet man auditive Verarbeitungsstörungen (Fischer 2007, S. 164).

Sowohl die visuellen als auch die auditiven Wahrnehmungsstörungen führen zu einer starken Unkonzentriertheit, Lernschwierigkeiten und Problemen bei den Hausaufgaben, die oft fälschlicherweise als genetisch bedingtes AD(H)S interpretiert werden. Der Anteil der Wahrnehmungsstörungen scheint insgesamt in den letzten Jahren nicht zugenommen zu haben. Es handelt sich um regelmäßig auftretende Probleme, die teilweise auf eine organische Störung zurückzuführen, aber auch durch einen unterschiedlichen Stand in der Sinnesentwicklung bedingt sind. Daher lässt sich auch mit diesen Fällen der starke Anstieg an AD(H)S-Diagnosen nicht erklären. Eine Behandlung mit Psychopharmaka ist fehl am Platz.

Neben spezifischen Trainingsprogrammen als angemessener Therapie ist die biologische Sicht auf die Sinnesentwicklung wichtig, um Schwankungen in schulischen Leistungen besser verstehen zu können. Wer sich bewusst ist, dass die Sinnesreifung auch bei einer normalen Entwicklung einen sehr uneinheitlichen Stand innerhalb einer Klasse haben kann, und dass die Reifung der Sinne bis ins Erwachsenenalter stattfindet (nicht umsonst heißt das Abitur auch ‚Reifeprüfung’), wird unkonzentrierten Kindern mehr Entwicklungszeit zugestehen statt vorschnell auf den Einsatz von Psychopharmaka zu drängen.

„Schnarchen verschlechtert Schulnoten“ – so titelte die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in einer Pressemitteilung im Mai 2010, und wies darauf hin, dass etwa 1-2% der Kinder in Deutschland an einer Schlafapnoe leiden. Sie führt zu nächtlichen Atemaussetzern, die den Schlaf unterbrechen und so einen erholsamen Schlaf verhindern. Dies hat oft motorische Unruhe, Aufmerksamkeitsdefizite, aggressives Verhalten, Schwierigkeiten in der Schule, Wachstums- und Entwicklungsstörungen und Lungenerkrankungen, aber auch Tagesschläfrigkeit zur Folge (DGSM 2009, DGHNO 2010).

Apnoe bedeutet Atemstillstand. Wenn während des Schlafs mehr als zehn Atempausen pro Stunde mit einer Länge von zehn Sekunden oder mehr auftreten, spricht man von Schlafapnoe. Meist ist die Verengung der oberen Atemwege der Grund für die Atemaussetzer. Sie verringern die Sauerstoffzufuhr im Gehirn, welches daraufhin Mini-Weckreaktionen auslöst, um die Sauerstoffzufuhr wieder zu erhöhen. Diese Weckreaktionen werden meist nicht wahrgenommen, verhindern aber den Tiefschlaf und den Traumschlaf und damit die erholsamen Schlafphasen.

Hinweise auf eine Schlafapnoe sind: Die Kinder schnarchen ausgeprägt, haben Atempausen und einen unruhigen Schlaf, oft auch ungewöhnliche Schlafpositionen wie eine überstreckte Kopfhaltung oder eine sitzende Position (DGHNO 2010). Ist das Kind morgens unausgeschlafen oder hat Kopfschmerzen, ist tagsüber häufig müde und tendiert dazu, bei langweiligen oder monotonen Aufgaben einzuschlafen, leidet unter Stimmungsschwankungen und ist reizbar – dann sollte bei einem Hals-Nasen-Ohrenarzt geklärt werden, ob eine Schlafapnoe vorliegt.

Ursachen für die Verengung der oberen Atemwege sind z.B. Fehlbildungen im Schädel- oder Gesichtsbereich, vergrößerte Mandeln oder Adenoide (vergrößertes Drüsengewebe im Rachen), aber auch Übergewicht bzw. Fettleibigkeit (DGSM 2009).

Als Therapie sind auch in diesem Fall Psychopharmaka nicht hilfreich. Vielmehr ist bei Übergewichtigen eine Gewichtsreduktion notwendig. Bei Erwachsenen führt eine Gewichtsabnahme um 10-15% zu einer Halbierung der Apnoe (DGSM 2009). Zu große Mandeln oder Adenoide können durch eine Operation entfernt werden, ebenso werden Fehlbildungen im Schädel- oder Gesichtsbereich auf diese Weise korrigiert. In einigen Fällen hat auch die Stärkung der Muskulatur des Mundes und des Halses, z.B. durch spielen von Blasinstrumenten, eine Verbesserung bewirkt (DGSM 2009). Wenn alle diese Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, wird eine Beatmungstherapie durchgeführt (DGSM 2009).

Schlafapnoe könnte aufgrund des zunehmenden Übergewichts bei Kindern zukünftig als Ursache für AD(H)S an Bedeutung gewinnen. Derzeit ist der Anteil aber noch so gering, dass die große Zahl an diagnostizierten AD(H)S-Fälle damit nicht zu erklären ist.

Die Geburt ist eine schonungslose Prozedur für das Kind: Der Kopf wird zerknautscht, die Halsmuskulatur massiv gedehnt – nicht selten kommt es zu Schlüsselbeinbrüchen. Kopf und Hals werden in der Austreibungsphase in Rotation und Beugung oft stundenlang gegen den Rumpf gedrückt und die Halswirbel geraten unter starken Zug und Druck. Die für die Kopfstabilisation wichtigen Messfühler im Bereich zwischen Nacken und Schädelbasis können dadurch geschädigt werden. Dies ist vor allem bei komplizierten Geburten der Fall, z.B. bei Einsatz von Saugglocke oder Zange, bei Zwillingsgeburten und Notkaiserschnitten, aber auch bei der Anwendung des Kristeller-Handgriffs – also immer dann, wenn große Krafteinwirkungen während der Geburt auftreten (Biedermann 2007, S. 7, 21).

Obwohl eine Fülle an Reparaturmechanismen in den ersten Lebenswochen dafür sorgt, dass solche Schädigungen meist behoben werden, kann eine Verschiebung der oberen Halswirbel zurück bleiben. Sind die Halswirbel blockiert, wird die Informationsvermittlung zwischen Gehirn und Rückenmark beeinträchtigt. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem KiSS-Syndrom (KiSS = Kopfgelenkinduzierte Symmetrie Störung). Davon betroffen sind vor allem die Körperwahrnehmung, Körperhaltung und Koordination (Biedermann 2007, S. 53-54).

Vermutlich löst erst die Kombination verschiedener Faktoren ein KiSS-Syndrom aus: Eine Verschiebung der oberen Halswirbel während der Geburt und z.B. ein weiterer Unfall bei Heranwachsenden, einseitige Haltung oder Belastung, fehlende Anforderungen an Muskulatur und den Bewegungsapparat oder langes Lernen mit vorgebeugtem Kopf. Die Blockade der Halswirbel führt bei Kleinkindern oft zu Fehlhaltungen, fehlendem Blickkontakt, Stillproblemen, Schreien (Dreimonatskoliken), Schluck- und Sprechbeschwerden, Schlafproblemen, Kopfschmerzen, Koordinationsproblemen, Teilleistungsstörungen beim Schreiben, Lesen, Malen oder zu motorischen Auffälligkeiten bzw. „Hyperaktivität“, weil die Kinder durch vermehrte Bewegung versuchen, die Wahrnehmung und Informationsverluste zu kompensieren, vor allem dann, wenn sie in der Schule still sitzen müssen (Biedermann 2007, S. 42-44, 54-63).

Diese motorischen Auffälligkeiten werden oft als ADHS-Symptomatik interpretiert – und fälschlich mit Psychopharmaka behandelt. Hilfreicher ist z.B. eine Manualtherapie oder verwandte Verfahren – und zusätzlich das Wiegen, Bewegen und Tragen der Babys, um den Gleichgewichtssinn zu fördern, ebenso das Barfuss laufen der Kinder (ohne Socken), um die Reizstimulation über die Fußsohlen zu verstärken (Biedermann 2007, S. 104-111).

Die KiSS-auslösenden Faktoren sind in den letzten Jahrzehnten eher konstant geblieben. Auch sind Fehlhaltungen aufgrund von Halswirbelproblematiken bei Orthopäden, in der Krankengymnastik, etc. schon lange bekannt – nicht nur aufgrund prominenter Beispiele wie Kaiser Wilhelm II, sondern als regelmäßig auftretendes Phänomen (Biedermann 2007, S. 4-5, 25-27). KiSS ist damit eher eine individuell bedeutsame anatomische Problematik, die zu AD(H)S-ähnlichen Symptomen führt. KiSS ist aber kein Faktor, der die starke Zunahme des Phänomens erklären könnte.

Zusatzinfos

In diesem Buch gibt es ein ausführliches Kapitel zu ADHS – und der biologischen Sicht.

PaläoPower: Das Wissen der Evolution nutzen

In diesem Buch geht es um gehirnförderliche Gewürze – auch ADHS ist bei „Safran“ erwähnt.

Gehirndoping mit Gewürzen

Sie möchten eine Teilnahmebescheinigung für diesen Kurs, zum Beispiel als Nachweis für eine Fortbildung? Schreiben Sie mir gerne – Sie erfahren dann, wie Sie die Teilnahme nachweisen können und wie Sie Ihre Bescheinigung erhalten.

Zum Kontaktformular: hier klicken