Scharfe Gewürze wie Pfeffer und Chili sind beliebte Zutaten in der Küche. Sie haben vielfältige besondere und günstige Wirkungen auf das Gehirn – und auch auf das „zweite Gehirn“. Dazu zählt der Darm. Aber eignen sich scharfe Gewürze auch bei Darmproblemen wie Darmentzündung, durchlässigem Darm, Durchfall?

Ob oder in welchen Mengen scharfe Gewürze für bei Darmproblemen verwendet werden sollen – dazu gibt es unterschiedliche Meinungen – aber auch nützliche Forschungsergebnisse für die Praxis.

Der Ansatz traditioneller Ernährungs- und Gesundheitslehren

Traditionelle Ernährungs- und Gesundheitslehren haben jeweils ihre eigene Sicht auf die Verwendung scharfer Gewürze.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gelten scharfe Gewürze wie Pfeffer und Chili einerseits als stärkend für den Dickdarm. Gleichzeitig warnt die TCM vor der Verwendung zu großer Mengen.
Es ist grundsätzlich wichtig, Gewürze gezielt für bestimmte Fragestellungen und im passenden Maß einzusetzen. Daher ist dieser Ansatz der TCM bewährt und sinnvoll.

In der ayurvedischen Ernährungs- und Gesundheitslehre werden im Gegensatz zur TCM die scharfen Gewürze, vor allem Pfeffer und Ingwer, schon seit mehreren Jahrhunderten genutzt, um die Wirkung von Medikamenten zu verbessern (Sing 2016). Diese Eigenschaft wird als „Bioenhancer“-Funktion bezeichnet, da diese Gewürze als Verstärker der Aufnahme und Wirkung von anderen Substanzen wirken. Im Ayurveda werden also gezielt scharfe Gewürze eingesetzt, um positive medizinische Effekte zu erzielen.

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Aktuelles aus der Forschung zu scharfen Gewürzen für den Darm

Aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen und erweitern diese traditionellen Erkenntnisse. Die Ergebnisse und Anwendungsmöglichkeiten für die wichtigsten drei scharfen Gewürze finden Sie hier.

Chili für einen gereizten Darm?

Chili enthält als scharfen Inhaltsstoff das Capsaicin. Capsaicin hat einerseits eine schmerzstillende und antientzündliche Wirkung. Andererseits wurde herausgefunden, dass Capsaicin die Darmdurchlässigkeit erhöht. Leider in einer Art, wie dies bei einem „Leaky-Gut-Syndrom“ (durchlässiger Darm) auch geschieht: Es werden die Verbindungen zwischen den Darmzellen, die Tight Junctions, gelockert (Jensen-Jarolim 1998).

Die Darmbarriere soll dicht sein, denn sie kontrolliert den Übertritt von Nährstoffen aus dem Darm ins Blut und wehrt Krankheitserreger ab. Bei einem entzündeten, durchlässigen Darm ist diese wichtige Barriere geschädigt – und Capsaicin kann diesen negativen Effekt verstärken.

Die Wirkung von Capsaicin ist reversibel, d.h. nach einigen Stunden ist die Erhöhung der Darmdurchlässigkeit durch Capsaicin nicht mehr nachweisbar (Shiobara 2013). In einer Situation mit einer akut oder chronisch gereizten, entzündeten und/oder durchlässigen Darmschleimhaut ist Chili allerdings nicht empfehlenswert, da es die problematische Situation der durchlässigen Darmbarriere verstärken kann.

Ein plakatives Bild dazu: Capsaicin aus Chili lässt eine bröckelige und schon mit Löchern versehene Burgwand noch durchlässiger werden – Eindringlinge haben dann besonders leichtes Spiel und der Schaden an der Burgwand wird durch Capsaicin vergrößert.

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Pfeffer: Eine andere Art der Beschleunigung

Auch Pfeffer erhöht den Durchtritt von Substanzen über die Darmwand – aber in einer ganz anderen Weise als Chili.

Es gibt in den Darmzellen Transportmoleküle, über die kontrolliert Nährstoffe und andere Substanzen aus dem Darm aufgenommen und dann auf der anderen Seite an die Blutbahn abgegeben werden. Hier bleibt also die Darmbarriere intakt – und nur Moleküle einer bestimmten Größe und Eigenschaft können die Darmwand kontrolliert über Transportkanäle (bestimmte Proteine) passieren.

Dieser gezielte Transport kann durch den Inhaltstoff des Pfeffers, das Piperin, erleichtert und verstärkt werden. Zudem vergrößert Piperin die Aufnahmefläche der Darmzellen für Nährstoffe (Verlängerung und Vergrößerung des Umfangs der Mikrovilli) (Prakash 2010). Das ist die „Bioenhancer“-Funktion. Damit wird die Aufnahme und Wirkung anderer Gewürze, Kräuter oder auch Medikamente verbessert. Ein bekanntes Beispiel ist, dass die Kombination aus Kurkuma mit Pfeffer eine bessere Wirkung hat als Kurkuma allein.

Im Gegensatz zu Chili wird durch Pfeffer die wichtige Darmbarriere, der feste Verbund der Darmzellen, NICHT gelockert (Jensen-Jarolim 1998).

Zusätzlich hat Piperin eine eigene antientzündliche Wirkung. Daher kann Pfeffer sehr gut bei einer Entzündung der Darmschleimhaut eingesetzt werden, auch bei einem Leaky-Gut-Syndrom. Natürlich gilt auch hier: moderate Mengen, keine Übertreibung. Denn gerade bei Gewürzen gilt nicht „viel hilft viel“, sondern „die normale Menge aber in regelmäßiger Verwendung“ hat den besten Effekt.

Der plakative Vergleich mit der Burg: Piperin aus Pfeffer hilft dabei, dass mehr erwünschte Besucher schneller durch das geöffnete aber bewachte Burgtor eintreten dürfen.

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Ingwer: Hilfe bei flottem Durchmarsch

Die Inhaltsstoffe des Ingwers sind Gingerole. Sie haben nützliche Effekte bei Durchfällen. So wurde bei Tieren, die durch Antibiotikagabe Durchfälle bekommen gezeigt, dass Ingwer in doppelter Form helfen kann (Ma 2020).

Zum einen wird die bei Durchfallen auftretende Durchlässigkeit des Darms repariert. Das ist genau der gegenteilige Effekt von Chili. Statt die Darmzellverbindungen, die Tight Junctions, weiter zu lockern, stellt Ingwer die Verbindung der Darmzellen über die Tight Junctions wieder her.

Zum anderen sorgt Ingwer dafür, dass sich das gesunde Darmmikrobiom schneller wieder herstellt.

Bei Durchfallerkrankungen ist die Verwendung von Ingwer also empfehlenswert.

Aus: Ma 2020

Im plakativen Burgvergleich: Gingerole aus Ingwer helfen bei der Reparatur einer kaputten Burgmauer und verstärken die Mannschaft der Burgwächter.

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Trikatu: Eine nützliche, sehr scharfe Gewürzkombination

Trikatu bedeutet übersetzt „drei scharfe Gewürze“. Diese Gewürzmischung wird seit vielen Jahrhunderten in der ayurvedischen Ernährung und Medizin genutzt. Trikatu besteht aus zwei Pfeffersorten mit hohem Piperin-Gehalt (Schwarzer Pfeffer und Langpfeffer) und Ingwer – also der optimalen Kombination für einen Darm, der aus der Balance geraten ist.

Trikatu wird zur Verdauungsförderung eingesetzt. Aufgrund seiner antientzündlichen und schmerzstillenden Eigenschaften kommt die Mischung aber auch bei entzündlichen Erkrankungen wie Erkältungen zum Einsatz. Trikatu werden auch stressabbauende Eigenschaften zugeschrieben.

Mehr Infos zu Trikatu finden Sie im Buch „Gehirndoping mit Gewürzen“ und im E-Book „Die besten Gewürze für den Darm“.

Foto: Sabine Paul

Fazit für scharfe Gewürze bei Darmproblemen

Gewürze haben aufgrund unterschiedlicher Inhaltsstoffe verschiedene Eigenschaften.

Scharfe Gewürze sind für Menschen mit einem gesunden Darm gut verträglich – es gilt die individuell passende Menge zu finden und grundsätzlich mit den Mengen nicht zu übertreiben, sondern regelmäßig haushaltsübliche Mengen zu verwenden.

Bei Darmproblemen sollte unterschieden werden, welches scharfe Gewürz aufgrund seiner Eigenschaften eher zu meiden ist oder nützliche Effekte hat:

  • Chili ist bei Darmentzündungen und Leaky-Gut-Syndrom nicht empfehlenswert.
  • Pfeffer wirkt antientzündlich und verstärkt die Aufnahme und Wirkung anderer nützlicher Substanzen. Er ist auch bei Darmentzündung und Leaky-Gut-Syndrom
  • Ingwer ist bei Durchfallerkrankungen, insbesondere wenn sie durch Antibiotikagabe hervorgerufen wurden, empfehlenswert.

Weiterführende Empfehlungen

Buch „Gehirndoping mit Gewürzen“ (hier klicken)

In diesem Buch erfahren Sie, wie Gewürze Ihr Gehirn auf Trab bringen. Mit Einzelgewürzen und Gewürzmischungen, die einfach selbst zu erstellen sind.

E-Book „Die besten Gewürze für den Darm“: hier klicken

In diesem E-Book finden Sie Gewürze der besonderen Art, die eine Wohltat bei Darmproblemen sind.

Podcast Darmglück: Sichtweisen aus Wissenschaft und TCM

In diesem spannenden „Darmglück“-Podcast von Julia Gruber gibt es die Sichtweisen aus TCM (mit Expertin Daniela Pfeifer) und moderner Forschung (mit Dr. Sabine Paul) zur Frage: „Scharfe Gewürze für den Darm“.

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