Können Sie da auch explodieren? Der Drucker streikt oder die Seiten im Internet laden ewig nicht. An der Kasse rückt die Warteschlange einfach nicht vorwärts oder die Kaffeetasse fliegt um und hinterlässt eine riesige Wutzerei,… Und das alles genau dann, wenn Sie voll unter Strom stehen, mit Zeitdruck und einer unendlich langen To-do-Liste. Es ist zum Aus-der-Haut-fahren!

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Was wir von Einstein und Pareto zu einem funktionierenden Zeitmanagement lernen können
  • Wie das Konzept „Wu-Wei“ mehr Leichtigkeit, Fokus und Zeit bringt
  • Was Alpha-Wellen sind – und warum Sie sie oft wie möglich nutzen sollten, um mehr Gelassenheit und guten Schlaf zu gewinnen
  • Wie Sie das Zeitgeschenk Nr. 1 nutzen können: Nervige Momente
  • Was es mit dem Zeitgeschenk Nr. 2, der „To-be-Liste“ auf sich hat

Bei Stress Zeitmanagement?

Was sagen die meisten Zeitmanagement-Gurus dazu? – „Wenn Sie dauernd Stress haben, dann müssen Sie Ihre Zeit noch besser managen, optimieren, effektiver werden“. Also noch mehr eigene Anstrengung, damit auch solche „Alltags-Katastrophen“ den eng getakteten Zeitplan nicht durcheinanderbringen.

Aber ist das wirklich der richtige Weg heraus aus der Stress-Hamsterrad-Falle?
Schenkt Ihnen eine weitere Zeit-Optimierung Gelassenheit, wenn es (wieder mal) irgendwo klemmt?

Meine Erfahrung ist: Die meisten von uns sind schon „optimiert“. Vielleicht sogar „maximiert“, denn außer der Arbeit bleibt für fast nichts mehr Zeit.
Noch mehr einzelne Minuten herauszuholen mündet dann in einer unglaublichen Anstrengung – ganz nach dem Pareto-Prinzip: Die ersten 80% Ergebnis schafft man mit 20% Aufwand, die letzten 20% nur mit 80% Aufwand.

Gibt es eine Alternative? Auf der Suche nach besseren Lösungen wird meist die Zeitmanagement-Methode gewechselt, noch ein Buch gelesen, noch eine Fortbildung besucht. Und doch bleiben wir damit in der Regel weiter „auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.

Einstein wird die Erkenntnis zugeschrieben, dass wir nicht mit der gleichen Denkweise, die uns in ein Problem gebracht hat, aus diesem Problem wieder herauskommen.
Wir brauchen wohl einen anderen Ansatz für die fehlende Zeit, als noch mehr Zeit einzusparen, zum Beispiel: Wu-Wei.

Foto: 14741683, www.123rf.com

Wu-Wei: Segeln statt rudern – und der Fokus der Hadza

In Fernost, speziell dem Daoismus, wird traditionell mit einem anderen Blick auf die Zeit und die Anstrengung bei der Arbeit gesehen. Das Konzept „Wu-Wei“ bedeutet, nichts hektisch gegen den Lauf der eigenen Natur (und der äußeren) zu tun, sondern abzuwarten, bis uns glasklar ist, was im Einklang mit unserer inneren Natur (und der äußeren) nun ansteht zu tun. Und nichts anderes.

Abwarten? Nichts tun? Das geht gar nicht!!! – Oder doch?

Es geht nicht um „Faulsein“ (obwohl das Pippi-Langstrumpf-Lied „Faulsein ist wunderschön“ auch seinen Reiz hat….).
Es geht darum, nicht mit großer Hektik und immenser Anstrengung Dinge zu tun, die uns nur mühsam voranbringen, wenn überhaupt. Also ständig heftig zu rudern.

Die Alternative ist, das Boot klar zu machen, die Segel zu setzen – auf den richtigen Wind zu warten und dann in viel größerer Geschwindigkeit und einer ganz anderen Leichtigkeit zu segeln.

Ja, auch Segeln ist anstrengend. Aber, wenn alles vorbereitet ist, dann unterstützt der Wind, macht uns schnell und ab diesem Moment „fliegt“ uns alles zu. Wir sind buchstäblich „im Flow“, im Fluss.

„Wu-Wei“ ist die Kunst des Abwartens auf den richtigen Moment. Bis Klarheit kommt, die Handlung stimmig ist. Und dann folgt die Aktivität – klar, fokussiert, mit Energie und Schwung. Es ist der Fokus auf das Wesentliche – in uns und im Außen. Er schafft Leichtigkeit mit sinnvollem Ergebnis. Und Wu-Wei schenkt Zeit, weil viele überflüssige Aktivitäten wegfallen.

Foto: Pexels

Erlebt habe ich das nicht nur beim Segeln, sondern auch in Afrika, in Tansania, bei den Hadza. Eines der letzten Naturvölker, die noch als Jäger und Sammler leben und sich ihre Nahrung auf diese ursprüngliche Weise beschaffen, wie es Menschen über zwei Millionen Jahre gewohnt waren.

Natürlich ist es anstrengend, drei Stunden durch die Savanne zu spurten, um einem Tier zu folgen. Es ist auch ein großer Aufwand, die Pfeile vorzubereiten oder das Pfeilgift aus einem Pflanzensaft erstmal einzukochen, dann aufzutragen und sicher zu verwahren, damit niemand aus der Gruppe zu Schaden kommt. Aber die Hadza haben das Know-how – und die Ruhe. Sie wissen, worauf es ankommt.
Sie folgen den Spuren der Tiere – und wenn sie dann Auge in Auge mit dem Tier, ihrer Nahrung, stehen, entsteht ein Moment mit unglaublichem Fokus. Die Hadza wissen genau, was zu tun ist – und setzen es um. Ohne Ablenkung, zielstrebig, klar, kraftvoll. Ihr Überleben hängt davon ab. Sie meistern das mit Bravour.

Foto: Sabine Paul

Alpha-Wellen: Doppelter Nutzen für Arbeit und Schlaf

Haben wir bei unseren Aufgaben noch den Fokus? Wie finden wir ihn wieder?
Nicht mit noch mehr „hamsterradeln“. Dann drehen wir uns nur immer schneller im Kreis. Stattdessen können wir in den Flow gehen, wie die Hadza in entspannter Konzentration sein.

Misst man Gehirnströme, dann befinden wir uns bei Hektik (d.h. im Alltag) in den Beta-Wellen zwischen 14-30 Hertz, bei Flow in den „Alpha-Wellen“ zwischen 8 und 13 Hertz.

Bei Stress und in nervigen Momenten ist also die Kunst in den „Alpha-Modus“ zu schalten – wir sagen ja auch „einen Gang herunterschalten“, auf die langsamere Schwingung zu gehen, d.h. die Nervenzellen funken etwas langsamer.

Das hat einen doppelten Nutzen:

  • Tagsüber kommen wir so aus den nervigen Situationen heraus, das Gehirn ist dann auch in der Lage, wieder klarer zu denken. Denn Stress, Ärger, Angst, Aufregung schalten uns in den „Kampf-oder-Flucht-Modus“. Dann wird überlegtes Denken abgeschaltet, dafür starten die schnellen aber reflexhaften Denkmuster.
    Wenn Sie im Flow arbeiten oder Ihrem Hobby nachgehen wollen, dann funktioniert das erst, wenn Sie mit „Alpha-Wellen“ funken.
  • Abends, wenn Sie im Bett liegen, schwingt Ihr Gehirn zunächst noch im Beta-Modus. Wenn Sie ruhiger werden, geht es in den Alpha-Modus über. Dann sind wir in der Einschlafphase. Wer Einschlafprobleme hat, bleibt „in Beta“, dem Grübeln, hängen.

Kann man aktiv in den Alpha-Modus gehen? Tagsüber, wenn es hektisch und nervig ist, oder abends im Bett? – Die Antwort ist: Ja!

Ich möchte Ihnen jetzt für die nervigen Momente des Tages zeigen, wie das geht.
Für die Einschlafphase gibt es weitere Möglichkeiten.

Foto: 14698877, www.123rf.com

Zeitgeschenk  Nr. 1: Nervige Momente nutzen

Kennen Sie den Spruch „Müßiggang ist aller Laster Anfang“? Ob er in früheren Zeiten sinnvoll war, sei dahingestellt. Heutzutage ist er definitiv kontraproduktiv. Denn „Muße ist aller Alpha-Wellen Anfang“, d.h. Muße bringt Ihr Gehirn in den Alphawellen-Zustand und sorgt für Flow, Kreativität, guten Schlaf. Muße ist der geheime (und leider verpönte) Schlüssel zu mehr Leistungsfähigkeit – gepaart mit mehr Gelassenheit und weniger Anstrengung – und einfachem Einschlafen.

Sie haben keine Zeit für Muße?

 

Der Trick: Nutzen Sie die nervigen Momente für die Muße:

  • Die Internetseite lädt nicht? – Schauen Sie aus dem Fenster, ein paar Sekunden „Muße“ und Ihr Gehirn schaltet um „in Alpha“.
  • Der Drucker streikt? – Lassen Sie ihn stehen, gehen Sie etwas trinken. Beim Zubereiten von Tee, Kaffee oder dem Einfüllen von Wasser ins Glas kommt ihnen wahrscheinlich schneller eine Idee, wie Sie den Drucker flottbekommen, als wenn Sie ewig davor stehen und wütend sind.
  • Die Warteschlange rückt nicht voran? – Lassen Sie die Gedanken schweifen – an einen schönen Ort, zu einem schönen Moment…. Es zaubert vielleicht sogar ein Lächeln auf Ihr Gesicht und glättet die Zornesfalten. Manchmal gibt sich das Universum (d.h. die Warteschlange) dann sogar einen riesigen Ruck.

Nutzen Sie die Stress-Momente (sie kommen ja ständig um die Ecke), um immer wieder in Alpha-Wellen zu gehen. Schauen Sie kurz ein paar Löcher in die Luft, erlauben Sie sich Tagträume. Das ist der Alpha-Wellen-Zustand. Sie werden damit ohne zusätzliche Anstrengung oder Zeitaufwand automatisch gelassener, fröhlicher, kreativer und behalten den Fokus auf das Wesentliche.

Gleichzeitig trainieren Sie damit tagsüber immer wieder Ihr Gehirn, die Alpha-Wellen hervor zu bringen. Das macht es Ihnen abends beim Einschlafen leichter.

Foto: 51269889, www.fotolia.com

Zeitgeschenk Nr. 2: To-do-Liste abarbeiten? – To-be-Liste leben!

Und wie kommen die Alpha-Wellen noch leichter, bringen Flow im Einklang mit Ihrer inneren Natur, à la Wu-Wei?

Neben dem Blickwinkel weg von nervigen Situationen hin zur Chance auf einen Alphawellen-Moment gibt es einen zweiten Perspektivwechsel, der ein echter „Game-Changer“ ist: die To-be-Liste.

To-do-Listen kennt wohl jeder – von der Einkaufsliste bis zu umfangreichen Projektmanagementools. Was ihnen, abgesehen von der Einkaufsliste, gemeinsam ist: sie werden immer länger, eine 100%ige Abarbeitung funktioniert nicht, die „Karteileichen“ werden immer mehr. Das erzeugt Stress.

Auch hier lohnt es sich, einen neuen Blickwinkel zu nutzen:

Schreiben Sie vor der nächsten Hetzjagd, die To-do-Liste zu erledigen, eine To-be-Liste: Was liebe ich zu tun, was möchte ich an diesem Tag (Woche, Monat, Jahr, Leben) für MICH erreichen? Hier ein paar Beispiele zur Inspiration – bitte schreiben Sie, möglichst spontan, Ihre eigene To-be-Liste in maximal 5 Minuten auf (sonst schaltet sich der Kopf wieder ein und setzt Punkte auf die To-be-Liste, die nichts darauf verloren haben….). Sie können Ihre To-be-Liste jederzeit ergänzen, wenn Ihnen noch etwas einfällt.

  • Lange Spaziergänge am Wochenende in der Natur machen
  • 1 neues Buch im Monat lesen
  • Mir Zeit für eine Viertelstunde am Tag zu nehmen, um in die Wolken zu sehen, für Tagträume, um Eindrücke und Ideen kommen und wirken lassen
  • Einen aufgeräumten Schreibtisch mit Wohlfühl-Atmosphäre haben (Pflanzen, Farben, Materialien, Fotos, Ausblicke,…)
  • Einen Tag in der Woche richtig ausschlafen
  • Eine Reise nach xyz machen
  • Die Fremdsprache für meine Traumreise lernen
  • Eine Tee-Zeremonie (mal klein, mal umfangreich) pro Woche machen
  • ….

Und dann kommt der Kniff:

  • Gleichen Sie Ihre aktuelle To-do- mit Ihrer To-be-Liste ab (am besten für 1 Tag, bis sich das Ganze eingespielt hat, dann sind auch größere Zeiträume möglich): Was auf meiner To-do-Liste bringt mich voran in Bezug auf meine To-be-Liste? Markieren Sie diese Punkte deutlich.
  • Damit ist die Priorität für den Tag klar: Zuerst die markierten Punkte erledigen, die im Einklang mit der To-be-Liste stehen, dann den Rest
  • Sollten neue Punkte auf die To-do-Liste kommen: Prüfen Sie gleich, ob sie zu Ihrer To-be-Liste passen. Falls nicht: Delegieren Sie oder lehnen Sie ab. Im Lauf der Zeit kann es sein, dass Sie Ihre To-do-Listen damit tatsächlich ganz stark entrümpeln….

Die To-be-Liste gehören nach meiner Erfahrung zu den besten Bremsklötzen für das sich immer schneller drehende Hamsterrad. Und sie schenkt uns Zeit für die Dinge, die uns wichtig sind, die uns zufrieden machen, uns guttun. Probieren Sie es einfach einmal aus.

Foto: Sabine Paul

Weiterführende Empfehlungen

Es gibt noch weitere, sehr wohltuende Möglichkeiten, um in den Alpha-Wellen-Bereich zu kommen, um viel leichter und doch effektiver zu Arbeiten und besser einzuschlafen.  Lassen Sie sich inspirieren, tauchen Sie ein.

Online-Fortbildung „Ganzheitlicher Schlaf-Coach“: hier klicken

Foto: Sabine Paul

Hier lernen Sie die Kunst und die Kniffe, wie es in den Alphawellen-Zustand geht. Und viele weitere spannende Entdeckungen rund um den Schlaf, die Ihnen und/oder Ihren Klientinnen und Klienten helfen können.

Online-Kurs „Erholsamer Schlaf mit Genuss“: hier klicken

Foto: Sabine Paul

Genuss und ätherische Öle: Wussten Sie, dass diese Ihre Gehirnwellen verändern können?. Hier können Sie die Erkenntnisse der Wissenschaft sofort für besseren Schlaf nutzen. Bequem online, in Ihrem Tempo.

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Foto: Sabine Paul

Die Besonderheiten des Waldes nutzen – auch zu Hause, um in den Flow zu kommen. Hier können Sie sofort online starten.

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