Fremdsprachen lernen ist die Königsdisziplin beim Lernen neuer Inhalte.
Aber auch Fachbegriffe für Prüfungen lassen Vielen die Schweißperlen auf die Stirn treten – man denke an die vielen Knochen eines Menschen und ihre lateinische Bezeichnung als Lernpaket im Medizinstudium.

Wie kann das Lernen neuer Inhalte leichter gehen?

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Was multisensorisches Lernen ist
  • Welche Sinnes-Kombinationen beim Lernen besonders gut funktionieren
  • Was der biologische Hintergrund ist
  • Bonus-Tipps für leichteres Lernen

Multisensorische Lerntheorie – und die beste Sinneskombination

Häufig werden beim Vermitteln und Lernen von neuen Vokabeln nur auditive (vorsprechen) oder visuelle Informationen genutzt – wie eine Vokabelliste in einem Lehrbuch oder ein Vokabelheft.
Was passiert, wenn man die „Lernkanäle“ erweitert oder „anreichert“?

Die multisensorische Lerntheorie geht davon aus, dass das Gehirn leichter lernt, wenn beim Lernen verschiedene Sinne gleichzeitig angesprochen werden.
Belege dafür kommen inzwischen aus verschiedenen Studien.

Mit Hilfe der Kunstsprache „Vimmi“ untersuchten Forscher am Max-Planck-Institut in Leipzig, wie Vokabeln einer Fremdsprache am besten gelernt werden können. Ergebnis: Werden die neuen Wörter mit unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen verknüpft, fällt das Lernen tatsächlich leichter.

Besonders effektiv sind dabei zwei Lernmethoden – zusätzlich zur Standard-Technik, eine fremdsprachliche Vokabel und ihre Übersetzung in die Muttersprache zu hören (Mayer 2015):

  • Am effektivsten: Die Verwendung einer Geste, die Lernende selbst verwenden. Der Effekt hält bis zu 6 Monate an, d.h. die Anzahl korrekter Übersetzungen der mit Hören & Gesten neu gelernten Vokabeln ist im Vergleich zu reinem Hören auch nach 6 Monaten wesentlich besser.
  • Am zweitbesten: Das Lernen mit Bildern, die zum Wort passen. Auch dieser Effekt hält bis zu 6 Monate an, d.h. die Anzahl korrekter Übersetzungen der mit Hören & Bildern neu gelernten Vokabeln ist im Vergleich zu reinem Hören auch nach 6 Monaten besser (aber nicht so gut wie bei den mit Gesten gelernten Wörtern).

Parallel wurde gezeigt, dass die Verwendung von Gesten eine Aktivität in Gehirnregionen für das Bewegungssystem (Motorischer Cortex) auslöst.
Werden Bilder beim Lernen verwendet, sind Regionen des Sehsystems aktiv.

Foto: Tyler Nix, www.unsplash.com

Der motorische Cortex und Gesten beim Lernen

Beim motorischen Cortex handelt es sich um eine Gehirnregion, die willkürliche Bewegungen steuert – d.h. wenn wir nach Dingen greifen oder Gesten beim Sprechen ausführen (die Italiener sind für Ihre gestenreiche Sprechweise bekannt…).

Zusätzlich kann der motorische Cortex dabei helfen, Vokabeln einer Fremdsprache leichter und schneller zu lernen und zurück in die Muttersprache zu übersetzen – und das bereits nach 4 Tagen Vokabellernen, wie eine aktuelle Studie von Mathias et al. 2021 zeigt.

Ausflug in die Geschichte von Bewegungen und Denken:
Verschiedene Philosophen nutzten die Bewegung als zentrales Element, um ihre Denkprozesse zu verbessern. Die Peripatetiker, d.h. die Schule des Aristoteles erhielten ihren Namen von „Peripatos“, der Wandelhalle, in der sie auf- und abgehend ihre philosophischen Fragestellungen diskutierten.

Auch Nietzsche formulierte einmal: „So wenig wie möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, – in dem nicht auch die Muskeln ein Fest feiern.“

Foto: Sabine Paul

Fazit: Lernen und Worterkennung mit allen Sinnen – vor allem mit Gesten und Bildern

  1. Das Gehirn lernt leichter, wenn Informationen aus mehreren unterschiedlichen Sinnesorganen beim Lernen eingesetzt werden – und nicht nur über das Hören.
  2. Der zusätzliche Einsatz von Gesten ist nach aktuellem Wissenstand das effektivste Hilfsmittel, um eine Fremdsprache zu lernen. Auch der zusätzliche Einsatz von Bildern unterstützt ein leichteres Vokabellernen, jedoch nicht ganz so effektiv wie Gesten.
    • Sprachlern-Apps wie Babbel nutzen neben dem Ton bereits Bilder als Standard für das Vokabellernen. Ergänzen Sie persönlich dabei noch eine selbst ausgeführte Geste, wird das Vokabellernen besonders effektiv.
    • Fachbegriffe oder andere neu zu lernende Inhalte können Sie auch in Ihrer Muttersprache wahrscheinlich leichter behalten, wenn Sie Gesten oder zumindest Bilder mit den Wörtern verknüpfen.

Foto: Usman Yousaf, www.unsplash.com

Hypothese: Auch Riechen, Schmecken und Gefühle könnten als Verstärker wirken

Vermutet wird, dass mit dem Einsatz weiterer Sinne die Lerneffekte noch weiter zu steigern sind. Dabei sollten die Sinneseindrücke zusammenpassen und ineinandergreifen:

Für die Vokabel „Orange“ also am besten eine „Orangen-Geste“ durchführen, ein Bild einer Orange betrachten und Orangenduft (z.B. über ein ätherisches Öl) riechen bzw. ein Stück Orange riechen und schmecken. Möglicherweise lässt sich dies auch mit der Vorstellung einer angenehmen Situation, in der eine Orange eine Rolle spielt, verstärken.

Spannend: Die Effekte multisensorischen Lernens funktionieren nicht nur bei konkreten Objekten („Orange“), sondern auch bei abstrakten Begriffen („Stimmung“).

Foto: DDRockstar, www.fotolia.com

Evolutionärer Hintergrund: Lernen war bei unseren Vorfahren multisensorisch

Was wie eine Neuentdeckung klingt, war bereits für unsere Jäger-und-Sammler-Vorfahren an der Tagesordnung – und ist es heute noch für Naturvölker: Neues lernen geschieht mit allen Sinnen, über „begreifen“ mit den Händen, eingebettet in die Signale aus dem direkten Lebensumfeld, die das Gehirn über Augen, Ohren, Mund, Nase und die Haut erreichen.

Es macht Kinder (und auch Erwachsene) jeweils zu Überlebensspezialisten in ihrer Umwelt – sei es im grünen Dschungel rund um den Amazonas, in Beduinenlagern der Wüste, im Eis der Arktis – oder im Straßenverkehr europäischer Großstädte.

Wird das Lernen auf wenige Sinneskanäle reduziert (nur Hören/Sehen) und sehr abstrakt, fällt das Lernen schwer. Es ist kein „artgerechtes“ oder „gehirngerechtes“ Lernen.
Wer kennt die Frage von Schulkindern hierzulande nicht: „Wofür brauche ich das? Muss ich das wirklich lernen?“ – oder: „Warum muss ich Kurvendiskussionen in Mathe machen, lerne aber nicht, was ich später für eine Steuererklärung wissen muss?“.

Manchmal hilft dann ein kleiner aromatischer Trick beim Lernen: ätherische Öle oder Gewürze. Sie steigern mit der Verwendung eines weiteren Sinneskanals die Lernfreude  und Lerneffekte – und manchmal entdeckt man dabei, wofür der zu lernende Inhalt doch noch zu gebrauchen sein könnte….

Foto: Sabine Paul

Bonus-Tipp: Lernförderliche Düfte

Das multisensorische Lernen funktioniert also bestens in der Kombination Töne-Bilder-Gesten. Zusätzlich können Sie (oder Ihre Kinder) sich mit Hilfe von lernförderlichen Substanzen aus ätherischen Ölen oder Gewürzen „dopen“:

  • Einige Zitrusfrucht-Düfte (Dosoky 2018) machen das Lernen einfacher:
    • Zitrone: wirkt stresssenkend, fördert Kreativität, Stimmung, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisfunktion
    • Limette: wirkt gedächtnisförderlich
    • Bergamotte: senkt Stress und ist stark stimmungsaufhellend
    • Sie können die ätherischen Öle von Zitrone, Limette und/oder Bergamotte mischen und als Raumduft verwenden. Ein paar Tropfen einer solchen Mischung auf ein Papiertaschentuch direkt auf dem Schreibtisch kann Motivations-Wunder bewirken und die Gehirnleistung verbessern.
      Es gibt auch bei verschiedenen Herstellern ätherischer Öle oft zusätzlich passende „Lern-gut-Mischungen“. Achten Sie auf 100% Bio-Qualität und Naturreinheit – damit haben Sie die beste Wirkung.
  • Zimt-Duft: Wirkt nachweislich lernförderlich, vor allem bei „langsamen“ Lernern. Etwas Ceylon-Zimtpulver über einen Kaffee, Espresso, Cappuccino, Kakao oder ein Gewürztee mit Zimt – und schon werden die Gehirnzellen zu schnellerer Verarbeitung angeregt.
    Achten Sie auf Ceylon-Zimt, um Leberschäden durch Cassia-Zimt zu vermeiden.

Genießen Sie das Lernen – buchstäblich mit allen Sinnen – und schon geht es leichter!

Foto: 70299375, www.fotolia.com

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