Das Gehirn braucht Zucker als Brennstoff. So heißt es. Aber stimmt das auch? Und was ist mit dem „kandierten“ Gehirn und „Karies“, sprich Löchern, im Gedächtnis?

In diesem Artikel erfahren Sie mehr zu:

  • Warum braucht das Gehirn Zucker?
  • Zucker zerfrisst das Gedächtnis
  • Zuckerglück: Supermarkt, Tankstellen, Fahrsteig-Automaten und die kleinen Geschenke in der Bahn – man hat’s nicht leicht…
  • Zucker: Drei Alternativen fürs Gehirn

Warum braucht das Gehirn Zucker?

Foto: Pixabay

Zucker liefert Energie. Der Einfachzucker Glukose (Traubenzucker) stellt diese Energie sehr schnell bereit. Das ist wichtig bei Stress oder starker körperlicher Anstrengung. Unser Gehirn arbeitet 24 Stunden am Tag ohne Unterbrechung, ohne Urlaub – ein Leben lang. Es wiegt nur etwa zwei Prozent des Körpergewichts, verbraucht aber etwa 25% der Energie. Besonders heikel ist die Situation, weil im Gehirn keine Energiespeicher vorhanden sind, das heißt das Gehirn braucht einen ständigen Strom an Energielieferanten, die mit dem Blut angeliefert werden. Zucker in Form von Glukose ist in dieser Situation ein guter Brennstoff. Daher liebt das Gehirn Zucker.

Was aber, wenn wir fasten, wie früher in Krisenzeiten Hungerzeiten überleben müssen, wenn also kein Zucker zugeführt wird und die Zuckerspeicher in der Muskulatur und der Leber nach spätestens zwei Tagen komplett leer sind?

In solchen Situationen kann das Gehirn umschalten. Es fährt sozusagen im Hybridbetrieb: Wenn verfügbar, mit Glukose, ist sie nicht ausreichend verfügbar, wird auf das Verbrennen von Ketonkörpern umgeschaltet. Ketone sind Abbauprodukte von Fettsäuren. Unser Körper greift in Hungerzeiten auf unsere Fettpolster zu, um Ketone zu bilden. Oder er bildet sie bei sehr kohlenhydratarmer bzw. zuckerarmer Ernährung.

Ketone sind ebenfalls ein guter Brennstoff. Sie sind, anders als Fettsäuren selbst, wasserlöslich und werden daher im Blut gut transportiert. Sie überwinden problemlos die Blut-Hirn-Schranke und gelangen einfach in die Energiekraftwerke der Zellen, die Mitochondrien. So kann auch aus Ketonen schnell Energie für das Gehirn bereitgestellt werden.

Diese Hybridfunktion hat uns einen Überlebensvorteil gesichert: Ein großes Denkorgan trotz engem Geburtskanal. Das menschliche Gehirn ist nach der Geburt noch sehr unreif. Wäre es reifer, d.h. größer, käme der Babykopf nicht durch den Geburtskanal. Daher „reifen wir nach der Geburt nach“. Das Säuglingsgehirn benötigt etwa 75% der aufgenommenen Energie. Dieser Bedarf lässt sich aus den Zuckern in der Muttermilch allein nicht decken. Daher sind Säuglinge in der Lage, den Babyspeck abzubauen und daraus Ketone für die Gehirnversorgung zu bilden.

Das Gehirn arbeitet also mit Zucker als Brennstoff, kann aber auch bei Bedarf auf Ketonkörper umschalten. Wir kommen daher mit sehr wenig Zucker aus und können unseren Körper und unser Gehirn dennoch mit ausreichend Energie versorgen – wenn wir Ketone bilden.

Zucker zerfrisst das Gedächtnis

Foto: freshidea, www.fotolia.com

Etwa zwei Millionen Jahre in der Menschheitsgeschichte war süße Nahrung eher selten. Abgesehen von meist nur saisonal verfügbaren Früchten, Trockenfrüchten und Honig gab es nicht viel Süßes. Zucker, der aus Zuckerrohr oder Zuckerrübe gewonnen wird, ist eine sehr moderne Errungenschaft. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist seitdem explodiert.

Kommt eine große Menge Zucker im Blut an, kennen wir zwei Effekte:

  • Noch mehr Heißhunger auf Süß bis hin zur Zuckersucht: Die Bauchspeicheldrüse produziert sehr viel Insulin, damit der Zucker aus dem Blut in Körperzellen geschleust werden kann. Schießt die Reaktion aufgrund der großen Zuckermenge über, geraten wir in den „Unterzucker“ und damit verbundene Konzentrationstiefs. Die Folge: Das Gehirn schlägt Alarm, weil Energiemangel droht – und wir entwickeln unbändige Lust auf die nächste Süßigkeit.
  • Stoffwechselstörung: Läuft die Insulinproduktion dauerhaft auf Hochtouren, weil ständig zu große Zuckermengen im Blut anfluten, dann erschöpft sich irgendwann die Leistung der Bauspeicheldrüse. Die Folge: Zuckerkrankheit = Diabetes mellitus Typ II.

Von Diabetikern ist bekannt, dass sie Gedächtnisstörungen bekommen. In den letzten Jahren wurde untersucht, welchen Einfluss Zucker auf das Gehirn, speziell auf das Gedächtniszentrum im Hippocampus, hat. Hier zentrale Ergebnisse, wie Zucker das Gehirn verändert:

  • Cafeteria-Ernährung (Fett und Zucker erhöht) oder Ernährung mit erhöhtem Kristallzucker-Anteil (raffinierter Zucker, Haushaltszucker): schlechteres Gedächtnis, Entzündungen im Gedächtniszentrum (Hippocampus).
  • Erhöhter Fruchtzucker (Fruktose) in der Ernährung: schlechteres Gedächtnis und Lernen (teilweise kompensierbar mit Nahrung, die spezielle Fette enthält).
  • Kurz- und langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel: schlechteres Gedächtnis und Lernen, geringeres Volumen („Zucker lässt das Gehirn schrumpfen“) und Entzündungen im Gedächtniszentrum.

Das Fazit: Erhöhter Blutzucker durch Traubenzucker (Glukose) oder Fruchtzucker (Fruktose), auch in Kombination mit Industriefetten, führt zu Entzündungen im Gedächtniszentrum des Gehirns. Nervenzellen in diesem Bereich sterben ab, die Gedächtnis- und Lernleistung verschlechtert sich.

Klassische Schokoriegel und Schokoladen enthalten über 60% Zucker und über 70% Kohlenhydrate, die in Zucker verwandelt werden. Sie denken jetzt: „Dann greife ich zu gesunden Bio- oder Vegan-Produkten!“? Vorsicht: Diese liegen oft in einem Bereich um die 40-50% Zuckergehalt und schützen selten bis gar nicht vor der Verzuckerung. Eine wichtige Information für alle ernährungsbewussten Menschen, die sich und ihren Kindern zu mehr Denk- und Gedächtnisleistung verhelfen wollen…

Schon gewusst? – Wir können unser Gehirn selbst grillen oder kandieren: Zucker verbindet sich entweder bei großer Hitze (Grillen, Backen, Kandieren) oder über Enzyme (im Körper) mit Proteinen. Diese Maillard-Reaktion sorgt in der Küche für die duftenden, braunen Krusten von Fleisch und Brot – im Gehirn „verklebt“ sich Zucker mit Proteinen auf der Oberfläche der Nervenzellen.

Dass das für Denkprozesse eher schädlich als förderlich ist, ist nachvollziehbar. Es wird sogar angenommen, dass dieses Kandieren der Nervenzellen zu einer schnelleren Alterung des Gehirns, Alzheimer und Depression beitragen kann. Zucker ist Brennstoff fürs Gehirn – aber eine zu hohe Zuckermenge schädigt das Gehirn.

Zuckerglück: Supermarkt, Tankstellen, Fahrsteig-Automaten und die kleinen Geschenke in der Bahn – man hat’s nicht leicht…

Foto: shaiith, www.fotolia.com

Neulich sah ich ein Bild in den sozialen Medien: Ein Süßigkeitenautomat auf einem Bahnsteig. Darunter der Satz: „Das Glück des Tages steckt manchmal in einem Automaten.“

Wir sind umgeben von solchen „Glücksautomaten“ auf Zuckerbasis: an Supermarktkassen, in Tankstellen, die Geburtstags-Mitbringsel der Kollegen, jeder Bäcker auf dem Weg lockt mit Süßem – und selbst wenn der Automat am Fahrgleis ignoriert wurde – dann kommt der Brezelwagen, Eisverkäufer oder der Zugbegleiter mit Schokolade oder Gummibärchen als Geschenk durch die Bahnwaggons. Wer kann dazu schon „nein“ sagen!?

Doch man kann. Wenn die besseren Alternativen dabei sind, ist das ganz einfach. Zumal wenn man sich vor Augen hält, dass der Zuckeranteil in den „Geschenken“ und „Glücksangeboten“ exorbitant hoch ist und sie uns das Gedächtnis zerfressen.

Mein „Glück des Tages“ entsteht in ein paar Minuten in meiner Küche und steckt auf Reisen in meiner Tasche.

Welche Alternativen führen dazu, dass ich die zweifelhaften Angebote links liegen lassen kann, auch bei Stress?

Zucker: Drei Alternativen fürs Gehirn

Pures Glück statt Fix&Fertig-Lösungen

Wenn schon Zucker, dann „pur“ – als Frucht, Trockenfrucht oder ein Teelöffel von einem sortenreinen Imkerhonig. Und dann mit Genuss und im vollen Bewusstsein. Vielleicht dabei noch die Gedanken schweifen lassen, und überlegen, warum der Stress und das Verlangen nach Süß gerade so groß sind. Und wie der Stresslevel wieder gesenkt werden kann…

Für unterwegs kann man aus Früchten selbst köstliche Fruchtleder oder Fruchtdrops machen. Es tropft nichts und das Obst übersteht auch heiße Sommertemperaturen problemlos. Da können die Gummibärchen und andere Fertigprodukte in der Tüte bleiben. Wer will wirklich noch mehr „fix und fertig“ sein mit diesen Zucker- und Zusatzstoffbomben?

Fett statt Süß

Die richtigen Fette können Zuckerschäden am Gedächtnis teilweise kompensieren. Das passende Fett hat noch einen Vorteil: Es hält die Blutzuckerkurve stabil, macht satt und verhindert die nächste Heißhungerattacke. Passende Fette sind NICHT die Transfette aus den Fertigprodukten. Es sind hochwertige Fette aus Nüssen, Samen, Kakaobutter…

Deshalb gibt’s bei mir seit einiger Zeit selbst gemachte Brainfood-Schokolade im Kühlschrank. Mit dem richtigen Fett, einer Extraportion Gehirnnährstoffen und kleinen Denk- und Gedächtnisboostern in Form besonderer Nüsse, Samen, Beeren,…

Alternativ gibt’s mit Gewürzen ummantelte Nüsse (sie sind sehr schnell zubereitet) – auch mit dem richtigen Fett. Die Gewürzauswahl richtet sich nach dem Ziel: Denkleistung steigern, Gedächtnis stärken, Stimmung heben…. Das funktioniert extrem gut, ganz ohne Zusatzstoffe aus den Fertigprodukten (Mehr Tipps zu „Gehirndoping mit Gewürzen“ gibt’s in meinem Buch (hier klicken).

Zuckerlust heimlich reduzieren

Unsere Geschmacksknospen erneuern sich alle drei bis vier Wochen in einem rotierenden System (wie Haifischzähne :-)). Der Zucker-Trick: Verwendet man immer weniger Zucker, gewöhnen sich die „jungen“ Geschmacksknospen an diese Menge und nach etwa zwei bis drei Monaten sind alle Geschmacksknospen still und heimlich auf ein niedrigeres Zuckerlevel eingestellt. Ganz ohne Mühe und ohne Widerstand im Gehirn. Hier zwei Ideen zur Umsetzung:

  • Jeden Tag ein bisschen weniger Zucker in den Kaffee geben.
  • Trockenaprikosen statt Datteln wählen: Statt Schokoriegeln sind Trockenfrüchte eine Option. Aber wer zu Datteln greift, bewegt sich mit dem Zuckergehalt fast schon auf Schokoriegel-Niveau. Daher Trockenaprikosen wählen – sie schmecken wunderbar süß, haben einen deutlich geringeren Zuckeranteil, aber noch mehr der Nervennährstoffe. Trockenaprikosen sind auch die bessere Wahl fürs selbst gemixte Studentenfutter als Rosinen.

Also dann: Ran an die Köstlichkeiten, die das Gedächtnis stärken –
statt es wie Karies zu zerfressen…

Foto: Sabine Paul

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Foto: Sabine Paul