Stark verarbeitete Nahrung wird mit Gewichtszunahme, chronischen Erkrankungen und Einschränkungen der Gehirngesundheit in Verbindung gebracht. Was passiert beim ständigen Griff zu Fertignahrung, Tiefkühlgerichten, Kartoffelchips und Co. im Gehirn – und welche Bedeutung hat das im zunehmenden Alter?

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Welche Erkenntnisse gewonnen wurden bezüglich stark verarbeiteter Nahrung und der Gehirngesundheit, insbesondere Gedächtnisverlust
  • Welche Fettsäure einen Teil der negativen Effekte verringern kann – und in welchen Nahrungsmitteln sie steckt
  • Welche weiteren Faktoren zu Entzündungen im Gehirn und Gedächtniseinschränkungen führen können

Das passiert im Gehirn, wenn stark verarbeitete Nahrung gegessen wird

Verarbeitete Nahrung mit einem hohen Anteil an raffinierten Kohlenhydraten, sehr vielen entzündungsförderlichen Fetten und wenig Ballaststoffen hat als Ernährungsform in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen: Pizza, Pasta, Fertiggerichte, Kartoffelchips, aber auch Kuchen, Brote, Kekse und Torten aus Fertigbackmischungen (auch vom Bäcker).

Dies geht einher mit zunehmendem Übergewicht, chronischen Erkrankungen die Diabetes Typ 2 – und vermutet wird auch: mit verschlechterter Gehirngesundheit.

Wie sich stark verarbeitete Nahrung auf ein älteres Gehirn auswirkt, ist bislang unbekannt. Eine neue Studie (Butler et al. 2021) zeigt die Effekte im Tiermodell (Ratten) auf – mit Versuchsbedingungen, die der typischen „ready-to-eat“-Ernährung immer mehr Menschen in westlichen Ländern entspricht:

1 | Fertignahrung führt zu Entzündungen und Gedächtnisverlust

Lässt sich das Studiendesign auf Menschen übertragen, zeigen sich gravierende Gedächtnisprobleme und Entzündungen in bestimmten Gehirnbereichen ab einer mittleren Lebenszeit (bei Menschen etwa ab 40 Jahre), wenn sie ca. 3 Jahre stark verarbeitete Nahrung zu sich genommen haben.

Wer also mehrere Jahre regelmäßig in Kantinen oder Restaurants isst, zu Fertiggerichten aus Dosen und Tiefkühltruhen greift (Pizza- und Pasta-Gerichte u.s.w.), verarbeitetes Fleisch mit Konservierungsmitteln regelmäßig konsumiert, die Snack-Regale mit Kartoffelchips etc. und Angebote zu fertigen Saucen oder anderen Küchenhelfern der Supermärkte bestens kennt, ist hiervon möglicherweise betroffen.

Gefunden wurden bei den Tieren mit mittlerem Lebensalter insbesondere:

  • Stark erhöhte Entzündungsbotenstoffe (IL-1-beta, CD11b, MHC Klasse II, CD86, NLRP3, Komplementkomponente 3) in Hippocampus (Gedächtniszentrum) und Amygdala (Angstzentrum, u.a. zuständig für die Wiedererkennung gefährlicher Situationen)
  • Gedächtnisverlust

Foto: 123993562, www.fotolia.com

2 | Die „Gehirnfettsäure“ DHA kann die negativen Effekte auf Gedächtnis und Entzündungen teilweise ausgleichen

In dieser Studie wurden weitere Tiere mit stark verarbeiteter Nahrung gefüttert, aber zusätzlich die antientzündliche Omega-3-Fettsäure DHA gegeben. Der Effekt: DHA reduzierte die Entzündungseffekte (Entzündungsmarker) und Gedächtnisprobleme fast vollständig.

Dies ist die erste Studie, die die antientzündlichen Effekte von DHA im Gehirn bei gleichzeitiger Aufnahme stark verarbeiteter Nahrungsmittel zeigt.

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3 | Gewichtszunahme durch verarbeitete Nahrung – trotz DHA

Sowohl junge als auch Tiere mit mittlerem Lebensalter nahmen mit der stark verarbeiteten Nahrung zu. Der Effekt war ab dem mittleren Lebensalter besonders deutlich.

Die Fettsäure DHA verhindert diesen Effekt NICHT.

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Was ist DHA?

Ein kurzer Steckbrief zu DHA:

  • DHA = Docosahexaensäure
  • Omega-3-Fettsäure (22:6 n-3)
  • Essenziell, d.h. sie muss mit der Nahrung aufgenommen werden, da sie vom menschlichen Körper nicht selbst gebildet werden kann
  • Natürliches Vorkommen (in absteigender Reihenfolge; in Klammern: Gehalt in mg/100g): vor allem in fetten Seefischen: Thunfisch (2082), Lachs (1860), Makrele (1138), Sardine (810), zusätzlich auch in Aal, Forelle, weißem Heilbutt, Suppenhuhn mit Haut (240), Kabeljau, Scholle, Hummer (165), Garnele, Rotbarsch, Hühnerbrust mit Haut (115), Miesmuschel, Schweineniere, Karpfen (103)
  • DHA kommt auch in Algen vor. Für Menschen, die keinen Fisch (oder Fleisch) essen, werden daher als Alternativen Fischöl und Algenöl angeboten. Fischöl ist nach aktuellem Stand effektiver in der antientzündlichen Wirkung als Algenöl aus Nannochloropsis oder Schizochytrium (Lopez 2017).
  • Tagesbedarf (DGE): 250 mg an DHA und EPA, einer weiteren antientzündlichen Omega-Fettsäure
  • Viele Funktionen im Gehirn, inkl. antientzündlicher Wirkung im Gehirn
  • Im Gehirn sinkt der DHA-Gehalt im Hippocampus (Gedächtniszentrum) und Amygdala (Angst-Zentrum: u.a. zuständig für die Wiedererkennung gefährlicher Situationen) mit dem Alter – und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson steigt

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Zucker und Entzündung

Die entzündungsförderliche Eigenschaft von zuckerreicher Nahrung ist schon länger bekannt. Auch die negative Wirkung auf die Gedächtnisleistung. Dies ist zum Beispiel bei Diabetikern ein bekanntes Phänomen.

Weitere Untersuchungen mit typischer Cafeteria-Ernährung zeigen, wie im oben genannten Tier-Experiment, bei Menschen ein schlechteres Gedächtnis und Entzündungen im Gedächtniszentrum – bis hin zum Absterben der Nervenzellen im Hippocampus: „Zucker lässt das Gedächtniszentrum schrumpfen“ (siehe auch den NervenPower-Artikel „Zucker zerfrisst das Gedächtnis)

Foto: Pixabay

Zusammengefasst: Fertignahrung und Gedächtnisleistung

Foto: 111505270, www.123rf.com

Verarbeitete Nahrung

  • triggert Entzündungen im Gehirn – mit signifikanten Gedächtnisstörungen, wahrscheinlich durch Entzündungsreaktionen an den Nervenzellen des Hippocampus und der Amygdala,
  • führt zu Gewichtszunahme,
  • macht sich vor allem ab dem mittleren Lebensalter bemerkbar

Diese Effekte treten vermutlich durch eine ungünstige Kombination auf:

Zu viel

  • raffinierte Kohlenhydrate (einfache Zucker, die schnell in die Blutbahn gelangen)
  • stark verarbeitete Fette
  • Konservierungsmittel und andere Zusatzstoffe

und gleichzeitig zu wenig:

  • Ballaststoffe
  • Vitamine
  • Mineralstoffe
  • antientzündliche Fettsäuren

Fazit: Je älter Menschen sind, desto weniger Fertignahrungsmittel und Nahrungsmittel mit hohem Zuckergehalt (direkt oder indirekt) sollten sie zu sich nehmen. Stattdessen sind Nahrungsmittel mit einem hohen DHA-Gehalt und moderatem Zuckeranteil wichtig, um die Entzündungen im Gedächtniszentrum zu verhindern oder das Fortschreiten neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer zu verlangsamen.

Weiterführende Empfehlungen

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