Hopfen verleiht Bier seinen charakteristischen bitter-aromatischen Geschmack und ist als stark beruhigende, schlafförderlicher Tee bekannt. Aber Hopfen kann noch mehr – und gibt im Zusammenhang mit Alzheimer-Demenz Hoffnung.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Welche gehirnschützenden Substanzen in Hopfen gefunden wurden und welche Wirkung sie haben
  • Was von der Plaque-Theorie im Zusammenhang mit Alzheimer zu halten ist
  • Welcher Hopfen besonders förderlich ist – und wann sie welchen Hopfen nicht verwenden sollten

1. Die Hopfen-Studie zu Alzheimer: Neuroprotektive Inhaltsstoffe

Morbus Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung, die sich vor allem bei älteren Menschen durch Gedächtnisverlust und Persönlichkeitsveränderungen bemerkbar macht.

Als charakteristisch gelten bestimmte Proteinverklumpungen und ihre Ablagerung, sogenannte Amyloid-Beta-Plaques. Problematisch ist, dass die Veränderungen im Gehirn viele Jahre vor dem Auftreten von Symptomen beginnen.

Betroffene können daher kaum rechtzeitig identifiziert werden, so dass eine gezielte Prävention oder Behandlung erschwert ist.

Daher wird neben Analysen, die genetische Risikofaktoren ermitteln, zunehmend auch auf die Verwendung von „Nutrazeutika“ gesetzt, d.h. Lebensmittel mit einer medizinischen Wirkung, die eine Erkrankung verhindern, herauszögern oder abmildern können. Zu solchen Nutrazeutika zählt in bestimmten Bereichen auch die Hopfenblüte.

Frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass Hopfenblüten-Inhaltsstoffe in der Lage sind, die Anhäufung von Amyloid-Beta-Proteinen zu verringern – und noch weitere günstige Eigenschaften haben könnten.

Foto: Palmioli, A., et al. 2022. Alzheimer’s Disease Prevention through Natural Compounds: Cell- Free, In Vitro, and In Vivo Dissection of Hop (Humulus lupulus L.) Multitarget Activity. ACS Chem. Neurosci, https://doi.org/10.1021/acschemneuro.2c00444

Das Forscherteam um Alessandro Palmioli und Cristina Airoldi in Mailand publizierte 2022, wie aus der Hopfenblüte extrahierte Substanzen auf Amyloid-Beta-Proteine und weitere Prozesse im Gehirn wirken. Dazu wurden vier gängige Hopfensorten ausgewählt und die Inhaltsstoffe mit zwei Verfahren isoliert:

  • Heißwasser-Extrakt – entsprechend einer Hopfentee-Zubereitung
  • Alkoholisch-wässriger-Extrakt – ähnlich wie beim Bierbrauen

Neuroprotektive Effekte an multiplen Stellen

Die Inhaltsstoffe der Hopfenblüten erzielten mehrere günstige Effekte:

  1. Schutz vor Ablagerungen
    Hopfensubstanzen verhindern, dass sich Amyloid-Beta-Proteine in menschlichen Nervenzellenzusammenlagern und verklumpen.
  2. Schutz vor Absterben von Nervenzellen
    Die antioxidativen Eigenschaften der Hopfenextrakte verhindern den Nervenzelltod, der durch oxidative Schäden ausgelöst werden kann.
  3. Unterstützung des Abtransports von Ablagerungen
    Hopfenbestandteile verstärken die Autophagie, die die Beseitigung von falsch gefalteten und verklumpten Proteinen in menschlichen Neuroblastomzellen ermöglicht

Welche Hopfen-Inhaltsstoffe wirken sich günstig bei Alzheimer aus?

Die Kombination verschiedener Verfahren identifizierte die wirksamen Hauptkomponenten des Hopfens mit der oben beschriebenen Wirkung gegen Amyloid-Beta-Komponenten. Es handelt sich um ganz bestimmte Polyphenole:

  • Chlorogensäuren: Ferulasäuren, p-Cumarsäuren
  • Procyanidine
  • Flavonole: Rutin, Astragalin, Kämpferol, Quercetin

2. Alzheimer: Stimmt die Plaques-Theorie überhaupt?

Als direkte Ursache für die Entstehung der Alzheimer-Demenz gilt die Ablagerung von abnormen Amyloid-Beta-Proteinen im Gehirn, auch „senile Plaques“ genannt. Diese Annahme beruht auf der Erstbeschreibung im Jahr 1907 durch den Arzt Alois Alzheimer, der bei einer Demenz-Patientin eine Vielzahl dieser Plaques im Gehirn nach ihrem Tod fand.

In den 1990er Jahren wurden Gene entdeckt, die zu einer früh einsetzenden, erblichen Alzheimer-Demenz (familiäre Alzheimer-Demenz) führen können. Diese Gene sind an der Produktion des Amyloid-Vorläuferproteins beteiligt. Im Jahr 2006 wurde ein viel zitierter Artikel publiziert, der einen Subtyp des Amyloid-Proteins beschrieb, welcher bei Mäusen Demenz verursacht (Lesné 2006).

In der NUN-Studie (Snowdon 1997 und 2003) wurde jedoch bereits gezeigt, dass auch Menschen mit normaler bis überragender geistiger Funktion diese Ablagerungen im Gehirn aufweisen, so dass die Plaques zumindest nicht die einzige Ursache für die Alzheimer-Demenz sein können.
Es mehren sich zudem die Hinweise, dass Alzheimer-Demenz multifaktoriell bedingt sein könnte und die Ernährung, Umwelttoxine, Krankheitserreger, der Grad der körperlichen Aktivität, Stress, der Grad der geistigen Anregung und der Schlaf wichtige Einflussgrößen sind.

Aktuell wird die Studie von Lesné aus dem Jahr 2006 in Frage gestellt und es wird wegen Betrugsverdacht bei den veröffentlichten Bildern und Daten ermittelt (Piller 2022). Es gibt einen entsprechenden Warnhinweis vom 14.07.2022 unter dem Originalartikel in der Fachzeitschrift „Nature“.

Möglicherweise sind die Amyloid-Beta-Ablagerungen nicht schädlich, sondern zu einem gewissen Grad sogar evolutionär vorteilhaft gewesen und haben das Zentralnervensystem durch Abkapselung von Toxinen und Krankheitserregern geschützt.

Offen ist nun die Frage, ob Plaques heutzutage immer noch nützlich zur Abwehr schädlicher Substanzen, neutral oder doch schädlich sind, wenn sie in einer bestimmten Form vorliegen.

Nutrazeutika mit Wirkung auf das Gehirn sollten im Zusammenhang mit Alzheimer-Demenz daher möglichst mehr Ansatzpunkte haben als die senilen Plaques. Dies ist bei Hopfen der Fall (z.B. antioxidativ, antientzündlich, Förderung der Apoptose, Stabilisierung des Blutzuckers (Liu 2015)).

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3. Achtung: Hopfen ist nicht in jeder Form für alle geeignet

Auch wenn die Versuchung nun groß ist, zu Hopfen in Form von Bier oder Tee zu greifen, ist Vorsicht bei der Anwendung von Hopfen geboten:

  1. Der günstigen Wirkung von Hopfen steht bei Bier der ungünstige Effekt des ebenfalls enthaltenen Alkohols
    Empfehlung: Alkoholfreies Bier verwenden, um den Nutzen des Hopfens zu genießen und die negativen Folgen des Alkohols aufs Gehirn und andere Organe zu vermeiden.
  2. Sedierende Wirkung: Hopfen wirkt stark beruhigend und wird entsprechend als schlafförderliches Mittel, meist als Tee oder Tinktur, eingesetzt.
    Während des Tages, wenn Aufmerksamkeit für die Arbeit und im Straßenverkehr benötigt wird, ist die Aufnahme von Hopfen daher nicht geeignet.
    Vielleicht greifen einige deshalb auch zum „Feierabend-Bier“ (obwohl hier der Alkohol als Entspannungsfaktor auch nicht zu unterschätzen ist) …. ;-)
  3. Östrogene Wirkung: Hopfen bindet stark an den Östrogenrezeptor. Dies kann zum Beispiel in den Wechseljahren eine gute Option sein, um Östrogenabfall und Östrogenschwankungen auszugleichen.
    Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass in Situationen mit unerwünschter Östrogenwirkung Hopfen nicht eingesetzt werden sollte: z.B. bei östrogenabhängigen Tumoren, Endometriose, bei Männern mit verringertem Testosteron und/oder Männern, die die verweiblichende Wirkung des Hopfens meiden möchten.

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4. Macht die Hopfensorte einen Unterschied?

In der Hopfenstudie von Palmioli et al. wurden vier Hopfensorten untersucht: Cascade, Saaz, Tettnang und Summit. Der wirksamste Extrakt stammte aus dem Tettnanger Hopfen. Tettnanger-Hopfen gilt als ein Premium-Hopfen mit besonders guter Aromatik. Er wird in der Region Tettnang bei Friedrichshafen am Bodensee angebaut und vor allem für Lagerbiere wie Pils und Helles, Lambic (spontanvergorene belgische Bierspezialität ohne Hefezusatz), Alt, Ale und Kölsch verwendet.

Anwendungs-Empfehlung für Hopfen

  • Alkoholfreies Bier, am Abend – ideal sind alkoholfreie Biere mit Tettnanger Hopfen, z.B. alkoholfreies Pils, alkoholfreies Helles
  • Hopfen-Tee, am Abend – falls möglich aus Bio-Hopfenzapfen: 1 gehäufter Teelöffel voll (ca. 0,5 g) Hopfenzapfen wird mit siedendem Wasser (ca. 150 ml) übergossen und nach etwa 10 bis 15 Minuten durch ein Teesieb gegeben.

NICHT GEEIGNET:

  • Ätherisches Hopfenöl ist für die Anti-Alzheimer-Wirkung NICHT geeignet, da die Polyphenole nicht in das Destillat übergehen
  • Hopfen-Extrakte sind in der Regel für die Anti-Alzheimer-Wirkung ebenfalls NICHT geeignet, da die Extraktionsverfahren entweder nicht angegeben sind, oder alkoholische Extraktionen durchgeführt werden (darin sind die Polyphenole kaum enthalten) und häufig ungünstige Füllmittel zugegeben werden (Dextrose, Magnesiumsalze von Speisefettsäuren, Titandioxid, Siliciumdioxid etc.).

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