Gibt es einen „Startknopf“ fürs Gehirn, um schnell „von Null auf Hundert“ zu kommen? Wir kennen es vom Sport: das Aufwärmen vor Wettkämpfen mit Dehnungen und Lockerungen bereitet die Muskeln auf die gewünschte Höchstleistung vor. Ähnlich funktioniert unser „Denkmuskel“, das Gehirn: Studien zeigen, dass ein kurzes „Warm-up“, also ein geistiges Aufwärmtraining, die Denkleistung entscheidend verbessert.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • In welchen Situationen ein Gehirn-Warm-up etwas bringt
  • Welche Effekte erreicht werden können
  • Welche Methoden besser und welche eher nicht geeignet sind
  • Worauf es außerdem ankommt, damit die Nervenzellen funkeln

Kick-Start fürs Gehirn: In diesen Situationen ist ein Aufwärmtraining für die grauen Zellen hilfreich

Immer dann, wenn Sie

  • komplexe Aufgaben vor sich haben
  • lustlos sind, und der Einstieg in die Aufgabe schwerfällt
  • kreative Lösungen benötigen
  • Ihre Konzentrationsfähigkeit steigern wollen

ist ein Warm-up fürs Gehirn nützlich. Sie bringen das Gehirn damit sozusagen auf Betriebstemperatur und können dann auf einem höheren Niveau durchstarten.

Dieses kurze Aufwärmen umgeht auch den „Weißes-Blatt-Effekt“ – ein typisches Phänomen, wenn ein neuer Text geschrieben werden soll, und der Einstieg schwer fällt (man sieht nur ein leeres, weißes Blatt vor sich und ist blockiert), oder wenn komplexe Aufgaben gelöst werden sollen, deren „Berg zu hoch“ erscheint, so dass man gar nicht erst damit anfangen möchte. Auch Denk- und Problemlösungs-Blockaden vergehen oft, wenn man sich mit etwas anderem beschäftigt, z.B. einer Warm-up-Übung. Nicht zuletzt kann so für Schulkinder und Studierende der Übergang von „lustlos“ oder „abschweifend“ in konzentriertes Arbeiten erleichtert werden.

Messbare Effekte, die mit einem Gehirn-Warm-up zu erreichen sind

Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die im Grundschulalter eine gute Konzentrationsfähigkeit haben oder entwickeln, sich im späteren Leben meist leichter tun und erfolgreicher sind. Daher wurde in einer Studie mit 583 Zweitklässlern untersucht, ob ein computer-basiertes Gehirntraining von fünf Minuten die Gehirnleistung verbessern kann.

Dabei zeigte sich, dass ein fünfminütiges Computer-basiertes Gehirntraining für Mathematik oder Lese-Aufgaben die jeweilige Leistung direkt im Anschluss für jeweils ähnliche Aufgaben verbesserte.

Wurde das Computer-basierte Gehirntraining dreimal pro Woche je 20 Minuten durchgeführt und mit körperlichen Übungen kombiniert, so verbesserte sich nach drei bis vier Monaten Anwendung die Schulleistung in Mathematik und Lesen sehr deutlich – sogar noch besser als bei Schülern, die mit einem persönlichen Tutor in dieser Zeit gelernt hatten (Wexler et al. 2016).

Das Fazit aus dieser Studie: Schon wenige Minuten Gehirn-Warm-up können die Gehirnleistung sofort verbessern. Wenden Schulkinder Gehirntrainings regelmäßig an und kombinieren sie mit etwas körperlicher Bewegung, erzielen sie sehr deutliche Steigerungen der Gehirnleistung.

Es ist durchaus möglich, dass noch weniger Zeit aufzuwenden ist, wenn das Training nicht am Computer stattfindet, sondern auf Papier (siehe nächster Abschnitt). Dazu gibt es bislang aber keine Vergleichsstudien.

Studienaufbau

Teilnehmer: 583 Kinder der zweiten Schulklasse

Tests: Computer-basierte Gehirntraining-Spiele, körperliche Gehirntraining-Übungen, jeweils in der Schule

Messungen:  Leistungsfähigkeit in computer-basierten Mathematik- und Leseaufgaben; Leistungsfähigkeit im Mathematik- und Leseunterricht (Schnelligkeit und Genauigkeit)

Quelle: Wexler, et al. 2016.Cognitive Priming and Cognitive Training: Immediate and Far Transfer to Academic Skills in Children. Scientific Reports 6:32859

Das Gehirn aufwärmen: Welche Methoden sind geeignet, welche nicht?

Verschiedene Techniken werden als Gehirntraining angeboten. Für ein Gehirn-Warm-up eignen sich nicht alle gleich gut. Hier finden Sie einen Wegweiser:

Gar nicht oder nur eingeschränkt geeignet

Foto: Pixabay

Der Klassiker des Gehirntrainings sind Kreuzworträtsel. Für ein Warm-up dauern sie meist zu lange und mit zunehmender Zeit schwinden Schwung und Energie.

Bei dauerhafter Anwendung stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein, denn die Art der Fragen und Lösungen ist bekannt. Insbesondere für ein Warm-up sind sie daher keine guten mentalen Fitmacher.

Gehirntraining-Programme oder Gehirntraining-Apps (z.B. Neuronation).
Sie sind, sofern sie einigermaßen anspruchsvoll sind, meist kostenpflichtig.

Nicht immer gibt es belegte Effekte des Programms.

Sie verlängern die Zeit, die mit elektronischen Medien verbracht wird – das Gehirn profitiert deutlich mehr, wenn es immer wieder einmal „analog“ sein darf: mit Papier, Blick in die Natur etc.

Hinzu kommt, dass nach meiner Erfahrung sogar bekannte Anbieter bei technischen Problemen des Programms nicht erreichbar sind und man so auf den Kosten sitzen bleibt, ohne das Programm nutzen zu können.

Gut geeignet

Foto:Sabine Paul

Für ein Gehirn-Warm-up gut geeignet ist alles was schnell erledigt werden kann, abwechslungsreich ist und spielerisch die Konzentration auf sich zieht.
Ein Beispiel dafür ist der Aufgabentyp „Finden und Wegstreichen“. Dafür wählt man einen Text auf Papier (alte Zeitungsartikel, „Schmierpapier“ von erledigten Projekten etc.) und legt eine Buchstabenkombination aus 2-3 Buchstaben fest, die im Text gefunden werden soll, z.B. „en“ oder „ent“.

Gehen Sie den Text dann zügig lesend durch und umkreisen Sie die gesuchte Buchstabenkombination.

Sie wollen es gleich mal testen? Dann drucken Sie sich diesen Text aus (oder greifen zu einem Text, den Sie gerade entsorgen wollten) und suchen Sie die Buchstabenkombination „ge“ oder „Ge“.

Warum ist diese Übung gut geeignet?

  • Sie ist einfach durchführbar (passende Texte oder Zeitungsbögen können Sie sich als Vorrat anlegen).
  • Sie benötigen keinen Internetzugang (wenn Sie mit vorhandenem Papier arbeiten).
  • Das Gehirn bekommt über das Papier einen analogen statt digitalen Reiz.
  • Der ständige Wechsel zwischen Suchen, Erkennen und kleinen Handbewegungen (beim Umkreisen) stimuliert beim Finden der Buchstabenkombination das Belohnungszentrum im Gehirn.

Im Anschluss, nach ca. 5 Minuten, sind Sie auf einem höheren Niveau der Konzentrationsfähigkeit und Stimmung angekommen. Die anstehenden Aufgaben fallen Ihnen dann viel leichter.

Wenn also Aufgaben (oder Hausaufgaben) schwerfallen, die Gedanken ständig umherschweifen, im Kopf Leere oder eine Blockade herrschen, dann kann ein Gehirn-Warm-up für fünf Minuten das Sprungbrett sein, um leicht in gute Konzentration und Ideen zu kommen.

Kick-Start fürs Gehirn: Das sollten Sie nicht vergessen

Damit die optimale Denkleistung abrufbar ist, benötigt das Gehirn ausreichend der Gehirnbotenstoffe für Konzentration und Gedächtnis, z.B. Dopamin. Diese Neurotransmitter können nur gebildet werden, wenn wir die dafür benötigten Nährstoffe mit der Nahrung aufnehmen, denn unser Körper kann sie nicht selbst bilden. Daher ist Brainfood essenziell als Basis.

Stimmt die Ernährung und kommt dann noch das Warm-up dazu, dann können die Nervenzellen buchstäblich „blitzen“ und mit Höchstgeschwindigkeit arbeiten.

Nicht vergessen sollte man auch das „zweite Gehirn“, das Nervensystem rund um den Magen-Darm-Trakt. Es ist mit der Darmschleimhaut, den Darmbakterien und letztlich über den Vagusnerv mit dem „Kopfhirn“ verbunden und funkt nicht selten störend dazwischen, wenn im Darm „Unordnung“ herrscht. Daher sollten regelmäßig neben Brainfood für die notwendigen Nährstoffe auch fermentierte Nahrungsmittel und Pilze auf dem Speiseplan zu finden sein. Sie pflegen das „Bauchhirn“ und fördern das Wachstum der gesunden Darmflora.

Empfehlung:

Wenn Sie lustlos sind, eine wichtige Aufgabe ansteht oder Sie aus anderen Gründen die Konzentrationsfähigkeit steigern möchten: Statt eines Kaltstarts nehmen Sie eine Handvoll Nüsse oder etwas Selbstfermentiertes (Joghurt) zu sich (Brainfood für Kopf- und Bauchhirn), gönnen Sie sich 5 Minuten Aufwärmtraining mit dem „Finden und Wegstreichen“ – und dann kann’s mit der eigentlichen Aufgabe flink losgehen. Viel Erfolg!

Foto: Sabine Paul

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